„Meinungszäune sind einzureißen“
Bischof Wilhelm Krautwaschl will Diözese mit offenem Klima. Pfarrer sollen in der Flüchtlingsdebatte Mittler zwischen den Lagern sein.
LEIBNITZ. Mit Spannung wurde das erste Eröffnungsreferat des neuen Bischofs Wilhelm Krautwaschl bei der Pfarrerwoche auf Schloss Seggau erwartet. Wenn die Rede ein Generalversprechen hatte, dann, dass der oberste Hirte von Graz-Seckau die Diözese in offenem Klima und stetem Austausch mit seinen Pfarrern führen will.
Das ist auch der Zugang, den er sich von „seinen“Pfarrern im Umgang mit der Flüchtlingskrise wünscht. „Denk-, Sprachund Meinungszäune sind niederzureißen“, forderte Krautwaschl. Wenn ein Riss durch die Gesellschaft gehe, die Lager spaltete, brauche es Antworten: „Wo also laden wir als Verantwortungsträger der Kirche ein, die Herausforderungen der zusammenwachsenden Welt ins Gespräch einzubringen?“Oder: „Wo wird unkompliziert Platz geschaffen – weil dies einfach notwendig ist, sowohl für jene, Pfarrerwoche: erster Auftritt Krautwaschls die um Asyl ansuchen, wie auch jene, die nach Anerkennung ihres Status hierbleiben wollen?“Der Bischof, der gerade selbst eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen hat, lässt keine Zweifel aufkommen, dass die Pfarren in der Asylkrise gefordert sind.
Krautwaschl sprach auch die grassierende Angst vor einer Islamisierung an und bemühte die deutsche Kanzlerin als Vorbild, die die Kirche von außen „evangelisiere“( Angela Merkel hat Christen in Europa ermutigt, ihren eigenen Glauben zu bekennen, statt Angst vor gläubigen Muslimen zu haben, Anm.).
In seinem Versprechen, den offenen Dialog führen zu wollen, zitierte Krautwaschl die Regel des heiligen Benedikt: Da werde der Abt aufgefordert, in wichtigen Entscheidungen auch den Jüngsten ernst zu nehmen und zu hören, da in ihm mitunter Gott selbst spreche.