Im angstfreien Raum
klein angedacht und wollte mit Handykamera drehen, aber dann hat sich das Ganze innerhalb kurzer Zeit so etabliert, dass wir heute rund vier Millionen Zuseher erreichen“, erzählt Wiesinger. Jede Folge kann in beliebiger Länge gedreht werden, und natürlich spielt die ungewöhnliche Themenstellung eine wichtige Rolle: „Man sitzt zum Beispiel am Esstisch und unterhält sich zehn Minuten über eine Darmspiegelung. Eine andere Folge spielt im Auto, wo wir acht Minuten nicht aus einer Parklücke rauskommen, weil die Tochter fährt.“
Gerade rechtzeitig
Der Erfolg kam für Wiesinger gerade zur rechten Zeit, denn: „Die Aufgaben für Schauspieler wurden zuletzt nicht interessanter, und nicht jeder möchte Kommissar sein. Ich etwa habe für ‚Der Rücktritt‘ den Bayerischen Fernsehpreis, aber danach über ein Jahr lang kein Angebot erhalten.“Mit „Der Lack ist ab“ hingegen erlebt Wiesinger „die spannendste Zeit, seit ich in diesem Beruf bin. Ich muss nicht mehr warten, sondern habe alle Möglichkeiten, die Serie so zu entwickeln, wie es mir am besten scheint. Das ist ein Geschenk. Und die Plattform MyVideo gibt mir komplette Entscheidungsfreiheit – eine Luxus-Situation.“Eine Folge wurde schon auf Englisch gedreht, derzeit be- reitet man Staffel 3 vor. Auch das junge Publikum zeigt Interesse, und natürlich gab es schon Offerte großer TV-Stationen: „Vorerst möchten wir uns jedoch unsere Freiheit erhalten. Momentan arbeiten wir im angstfreien Raum, ohne Quotendruck, und niemand sagt: ‚Das muss so und so sein!‘ Wir haben hier keine Serie für Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag entwickelt, sondern nur für ‚gut‘.“