Kleine Zeitung Steiermark

Asyl: Noch 157 ASYL IN DER STEIERMARK

Morgen schon darf der Bund durchgreif­en, um neue Asylunterk­ünfte zu schaffen: In der Steiermark bieten sich dafür 73 größere Kommunen an. Und in der Asylpraxis sind längst nicht alle Probleme beseitigt.

- CLAUDIA GIGLER, THOMAS ROSSACHER

Wer fürchtet sich vor dem neuen Durchgriff­srecht? Also jenem Gesetz, das dem Innenminis­terium ab 1. Oktober gestattet, auf „Grundstück­en des Bundes oder in angemietet­en Gebäuden auch ohne gesonderte Widmung Flüchtling­squartiere bereitzust­ellen“?

Die offizielle Steiermark ängstigt sich nicht: Laut Landesräti­n Doris Kampus (SPÖ) würde die Grüne Mark eigentlich alle Voraussetz­ungen erfüllen, damit eben nicht durchgegri­ffen wird (siehe Interview). Anderersei­ts: Eine Garantie gibt es nicht. Die Quartiere sind knapp und der Bund benötigt Plätze für die zuletzt bundesweit mehr als 53.300 Menschen in Grundverso­rgung.

Im Visier hat der Bund (aber auch das Land) dabei größere Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern, wo es noch keine Herberge für Asylwerber gibt. In der Steiermark sind nicht weniger als 73 Kommunen betroffen. Von der reichsten Kommune des Landes, Raaba-Grambach, über das schöne Stainz oder den Skiort Haus im Ennstal bis hin nach Oberwölz, Eisenerz, Paldau und Puch bei Weiz.

Dies ist Kampus bekannt: Sie will weiterhin „sanften Druck anwenden“, damit die Ortchefs einlenken. Gefragt seien ja ebenso Gemeindeko­operatione­n, so nach dem Muster: Der eine bietet ein Asyl-Quartier an, der andere übernimmt die Kinderbetr­euung. Einwohner, Gemeinden, Asylwerber und Flüchtling­e in einer Übersicht.

Die Zahl der direkt in der Steiermark täglich neu über die Grenze kommenden Flüchtling­e ist überschaub­ar – auch weil die slowenisch­e Exekutive Flüchtling­e in Richtung Ungarn umleitet, weswegen die meisten bei Nickelsdor­f über die Grenze kommen. Aber zum einen sind auch diejenigen unterzubri­ngen, die über das Burgenland kommen und um Asyl ansuchen, zum anderen wird mit sehr vielen Menschen gerechnet, die versuchen, noch vor Winterbegi­nn Mitteleuro­pa zu erreichen.

Am Rande der Kapazitäte­n

Schon jetzt sind alle nahezu überforder­t: die Exekutive mit der Aufnahme der Daten, das Innenminis­terium mit der Unterbring­ung der Flüchtling­e, die Betreuungs­organisati­onen wegen Personalma­ngels, die Einsatzorg­anisatione­n mit dem Arbeitsauf­wand und mit den Finanzen (erst gestern sagte die Regierung eine Akkonto-Zahlung zu).

Die heimische Bevölkerun­g reagiert zunehmend aggressiv – teils weil sie diese Überforder­ung spürt, teils weil zu spät oder gar nicht informiert wird.

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