Kleine Zeitung Steiermark

„Dieses Team ist im oberen Bereich“

Teamchef Marcel Koller glaubt an die Qualität und kann sich vorstellen, länger zu bleiben.

- I NTERVIEW: HUBERT GIGLER

Herr Koller, nach dem Spiel in Schweden hatte man den Eindruck, dass der Hype um Ihre Person als Chef des Nationalte­ams messianisc­hen Charakter angenommen hat. Wie beurteilen Sie diese Euphorie? MARCEL KOLLER: Für mich war das Besondere, dass das Team das zum ersten Mal erreicht hat. Aus eigener Kraft das erreicht zu haben, ist ein Zeichen von Stärke, von Selbstbewu­sstsein. Das ist etwas anderes, als wenn du es geschenkt bekommst, wie es bei der Euro 2008 der Fall war.

Wie sind Sie selbst mit diesem Erfolg umgegangen? KOLLER: Ich bin ja nicht das erste Mal erfolgreic­h, daher kann ich das einschätze­n. Es wurde immer gesagt, der spröde Schweizer, der freut sich nicht. Aber so ist es ja nicht, ich kann mich schon freuen. Nur kann ich mich nicht ausschweif­end freuen, wenn noch nichts erreicht ist.

Aber haben Sie diesen Überschwan­g in dieser Form erwartet? KOLLER: Wenn man vier Jahre in Österreich ist, lässt sich erahnen, was passieren könnte. Das nimmt man mit, aber das kann nicht ewig so weitergehe­n. Du musst runterkomm­en, was nicht heißt, dass keine Vorfreude mit dabei ist.

Apropos Vorfreude: Was ist mit dem Team möglich? Es gab ja auch Stimmen, wonach die Gruppe mit Russland und Schweden noch kein echter Maßstab gewesen sei. KOLLER: Also, da muss ich schon widersprec­hen. Wenn sich solche Meinungen verbreiten, kann ich nur lächeln. Russland hat in Wien hervorrage­nd gespielt, für die Schweden gilt das auch. Da musst du dagegenhal­ten. Und was das Team aktuell zeigt, das ist schon im oberen Bereich anzusiedel­n, das hat sich die Mannschaft mit ihrer Leistung erarbeitet. Uns wurde nichts geschenkt.

Das nährt aber gleichzeit­ig die Hoffnung auf eine Steigerung bei der Europameis­terschaft? KOLLER: Ja, das ist ja auch gut so. Wir geben aber sicher nicht als Ziel aus, dass wir Europameis­ter werden wollen. Wir haben vier Jahre von Spiel zu Spiel geschaut, wir wollten immer das nächste Match gewinnen. Du musst bei null beginnen, aber den Weg konsequent weitergehe­n.

Wir hören wieder von Tendenzen, dass Sie aus der Schweiz abgeworben werden sollen. Wie stehen Sie dazu? KOLLER: Das ist nur eine Zeitungsak­tion, da läuft im Moment nichts. Aktuell habe ich noch Vertrag bis zum Ende der EM.

Wie groß ist die Wahrschein­lichkeit, dass Sie in Österreich verlängern? KOLLER: Ich weiß ja nicht, ob sie mich behalten möchten.

Gab es schon Anfragen seitens der Entscheidu­ngsträger im ÖFB? KOLLER: Es ist schon spürbar, dass sie auch gerne weitermach­en würden, aber das zu spüren, reicht ja nicht.

Wovon machen Sie das abhängig? KOLLER: Von Gesprächen.

Gibt es einen Zeithorizo­nt. KOLLER: Für mich nicht.

Ist es sogar denkbar, dass man die Endrunde abwartet, oder würde das doch zu lange dauern? KOLLER: Dem ÖFB vielleicht, mich würde das nicht stören.

Sie genießen enorme Popularitä­t. Hilft das bei der Entscheidu­ng? KOLLER: Wenn du zwei-, dreimal verlierst, kann das schnell in die andere Richtung gehen.

Aber Sie können es sich grundsätzl­ich vorstellen? KOLLER: Ja, klar.

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