Köln bringt
Immer haarsträubendere Details zum Kölner Sex-Mob: Polizeipräsident Albers muss gehen. CDU und SPD fordern striktere Abschiebepolitik.
Mehr als eine Woche nach der Schreckensnacht von Köln dringen immer mehr unschöne Details ans Tageslicht. So hat die Kölner Polizei nach einem Bericht der FAZ entgegen bisherigen Behauptungen in der Silvesternacht offenbar Angebote zur Einsatzunterstützung am Hauptbahnhof ausgeschlagen. Und das, obwohl Polizisten, die während der Exzesse am Ort des Geschehens waren und den außer Rand und Band geratenen Sex-Mob zu befrieden suchten, wiederholt um Hilfe baten.
Als Reaktion auf die eklatanten Versäumnisse wurde der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers, der die Ereignisse der Silvesternacht grob fahrlässig bagatellisiert hatte, gestern in einstweiligen Ruhestand versetzt.
In der Silvesternacht waren auf dem Gelände des Kölner Hauptbahnhofs Dutzende Frauen von einer Männermeute, die Opfer als nordafrikanisch-arabisch aussehend beschrieben, umringt, sexuell belästigt und ausgeraubt.
Nach offiziellen Angaben, die den ursprünglich beschönigten Darstellungen der Kölner Polizeispitze widersprechen, handelt es sich bei zwei Dritteln der von der Bundespolizei in der Kölner Silvesternacht festgestellten Tatverdächtigen um Asylwerber. Ihnen werden Körperverletzungen und Diebstähle angelastet, jedoch keine Sexualdelikte.
Die Bundespolizei habe 31 Verdächtige namentlich identifizieren können, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin. Unter ihnen seien 18 Asylwerber, deren Nationalität der Sprecher allerdings nicht aufschlüsselte. Insgesamt seien unter den Verdächtigen neun Algerier, acht Marokkaner, vier Syrer, fünf Iraner, ein Iraker, ein Serbe, ein Amerikaner und zwei Deutsche. Zwei Festgenommene sind indes wieder auf freiem Fuß. Der Tatverdacht gegen die 16 und 23 Jahre alten Männer aus Marokko und Tunesien habe sich nicht erhärtet, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Der Fernsehsender WDR und der „Kölner Stadt-Anzeiger“hatten zuvor berichtet, bei den Männern seien Handys mit Videos sichergestellt worden, die Ausschreitungen und sexuelle Übergriffe auf Frauen zeigten. Zudem habe man, wie die „Bild“-Zeitung berichtete, einen Sex-Spickzettel mit arabischdeutschen Übersetzungen obszöner Begriffe gefunden.
Nach Angaben der Polizei ist die Zahl der Anzeigen inzwischen auf rund 170 gestiegen, drei Viertel davon haben einen sexuellen Hintergrund. Der „Spiegel“wusste gar von einem Anstieg auf 200 Anzeigen zu berichten. Der Polizei liegen 350 Stunden Videomaterial vor, rund 250 verschiedene Daten müssten ausgewertet werden, sagte ein Polizeisprecher. Die bisher 80-köpfige Ermittlungsgruppe „Neujahr“wurde auf 100 Beamte aufgestockt.
Druck auf Politik wächst
Indes bestimmen die Vorfälle in Köln zunehmend auch die innenpolitische Debatte in Deutschland. Nach Bundeskanzlerin Angela Merkel, die auf eine striktere Abschiebepolitik drängt, tritt nun auch ihr Koalitionspartner SPD für raschere und erleichterte Abschiebungen ein. Der SPDVorsitzende und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel verlangte in der „Bild“-Zeitung null Toleranz gegenüber kriminellen Ausländern. „Unser Staat muss stark und handlungsfähig bleiben“, sagte er. Gabriel plädiert dafür, zu prüfen, wie der Grundsatz „Haft im Heimatland“wieder verwirklicht werden könne. Die Androhung, in der Heimat hinter Gitter zu kommen, schrecke die Täter weit mehr ab als eine Haftzeit im deutschen Gefängnis, ist Gabriel überzeugt.