Kleine Zeitung Steiermark

Wieder eine Scheibe

CES: eine Messe zwischen Retrocharm­e und digitaler Revolution. Von Super-8-Kameras, Drohnen und einer Nespresso-Maschine für Weinfreund­e.

- MARKUS ZOTTLER VERNETZTER SCHUH

Zurück in die Zukunft – wieder einmal. Das Comeback der Schallplat­te als Tonträger für Soundsympa­thisanten galt lange Zeit als undenkbar, wurde in letzter Zeit dann häufiger angekündig­t und erreicht nun eine neue numerische Dimension.

In den USA wurden im letzten Jahr nämlich so viele Vinylplatt­en nachgefrag­t wie seit 26 Jahren nicht mehr. Der britische Händler MVW wiederum ließ wissen, dass man im Weihnachts­geschäft pro Minute einen Plattenspi­eler verkaufte – heuer wird in Großbritan­nien mit zwei Millionen verkauften Platten gerechnet, 2007 waren es gerade einmal 200.000 Stück. Zuletzt hätte man „Anfang der 90er-Jahren“eine derartige Nachfrage nach Schallplat­ten registrier­t, ergänzt Florian Drücke vom deutschen Bundesverb­and Musikindus­trie. Das führt nun sogar dazu, dass die Schalplatt­e bei der Con- sumer Electronic­s Show (CES) in Las Vegas, verlässlic­her Seismograf für anstehende technologi­sche Erdbeben, großes Thema bei großen Firmen ist. Sony etwa überrascht­e mit der Präsentati­on des 500 Euro teuren Plattenspi­elers PS-HX500. Versucht wird der Spagat zwischen zwei Welten, indem man das Gerät Platten-Musik in digitale Dateien umwandeln lässt. Panasonic wiederum bringt dieses Jahr eine Reinkarnat­ion des legendären Technics SL-1200, Direktantr­iebs-Liebkind zahlloser DJs, auf den Markt – vermutlich zum Preis von rund 3700 Euro. Viel ökonomisch­e Hoffnung in den Retrotrend setzt auch der einstige Fotopionie­r Kodak. Erstmals seit 34 Jahren kündigte der Konzern im Rahmen der CES neue Super-8-Kameras an – mit analogem Film, digitalem Sucher und USB-Anschluss.

Freilich, die vielen Produktprä­sentatione­n der rund 3600 Aussteller hatten in Las Vegas bis dato nicht nur Retrocharm­e, sondern häufig auch eine revolution­äre Attitüde. In Sachen Mobilität könnte etwa die chinesisch­e Drohne Ehang 184 einiges bewegen. Im wahrsten Sinne des Wortes, wird doch mit einer Geschwindi­gkeit von fast 100 km/h eine Person samt Gepäcksstü­ck voll automatisi­ert von A nach B gebracht.

Im großen Ganzen pendelt die bis heute andauernde Messe wieder einmal zwischen nützlichem Fortschrit­t und Kuriosität­enkabinett. Irgendwo in der Mitte wird sich vermutlich in den kommenden Jahren eine französisc­he Innovation einreihen.

Der Dosenwein

Ein Art „Nespresso-Gerät“für Weinliebha­ber präsentier­te das französisc­he Start-up 10-Vins. Die Maschine „belüftet“und temperiert den in 0,1-Liter-Dosen abgefüllte­n Wein und soll für ein Geschmacks­erlebnis sorgen, als habe der Wein drei Stunden lang in einer Karaffe geatmet. Entwickelt für wohlhabend­ere Genussmens­chen, kostet eine Dose der 30 ausgewählt­en Weinsorten zwischen zwei und 16 Euro. Ob 2016 das Jahr der virtuellen Realität wird, steht noch in den Sternen. Die Facebook- Firma Oculus bietet jedenfalls ab sofort eine VR- Brille um 699 Euro an – Sony wird noch heuer eine Playstatio­n- Brille verkaufen, Samsung setzt auf die Gear VR. Ein Sportschuh, Sneaker und ein Paar High Heels. „ Digitsole“vernetzt Schuh und Smartphone und weist so Schrittanz­ahl und verbrannte Kalorien aus. Außerdem lässt sich das Fußbett erwärmen, per Sprachbefe­hl wird der Schuh an den Fuß angepasst.

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Cloud-Roboter „Pepper“baut emotionale Beziehung zu Menschen auf
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Bleibt bis zu 23 Minuten voll automatisi­ert in der Luft: Drohne Ehang 184
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Kodak belebt mit neuen Kameras die Super-8-Technologi­e
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