Wieder eine Scheibe
CES: eine Messe zwischen Retrocharme und digitaler Revolution. Von Super-8-Kameras, Drohnen und einer Nespresso-Maschine für Weinfreunde.
Zurück in die Zukunft – wieder einmal. Das Comeback der Schallplatte als Tonträger für Soundsympathisanten galt lange Zeit als undenkbar, wurde in letzter Zeit dann häufiger angekündigt und erreicht nun eine neue numerische Dimension.
In den USA wurden im letzten Jahr nämlich so viele Vinylplatten nachgefragt wie seit 26 Jahren nicht mehr. Der britische Händler MVW wiederum ließ wissen, dass man im Weihnachtsgeschäft pro Minute einen Plattenspieler verkaufte – heuer wird in Großbritannien mit zwei Millionen verkauften Platten gerechnet, 2007 waren es gerade einmal 200.000 Stück. Zuletzt hätte man „Anfang der 90er-Jahren“eine derartige Nachfrage nach Schallplatten registriert, ergänzt Florian Drücke vom deutschen Bundesverband Musikindustrie. Das führt nun sogar dazu, dass die Schalplatte bei der Con- sumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, verlässlicher Seismograf für anstehende technologische Erdbeben, großes Thema bei großen Firmen ist. Sony etwa überraschte mit der Präsentation des 500 Euro teuren Plattenspielers PS-HX500. Versucht wird der Spagat zwischen zwei Welten, indem man das Gerät Platten-Musik in digitale Dateien umwandeln lässt. Panasonic wiederum bringt dieses Jahr eine Reinkarnation des legendären Technics SL-1200, Direktantriebs-Liebkind zahlloser DJs, auf den Markt – vermutlich zum Preis von rund 3700 Euro. Viel ökonomische Hoffnung in den Retrotrend setzt auch der einstige Fotopionier Kodak. Erstmals seit 34 Jahren kündigte der Konzern im Rahmen der CES neue Super-8-Kameras an – mit analogem Film, digitalem Sucher und USB-Anschluss.
Freilich, die vielen Produktpräsentationen der rund 3600 Aussteller hatten in Las Vegas bis dato nicht nur Retrocharme, sondern häufig auch eine revolutionäre Attitüde. In Sachen Mobilität könnte etwa die chinesische Drohne Ehang 184 einiges bewegen. Im wahrsten Sinne des Wortes, wird doch mit einer Geschwindigkeit von fast 100 km/h eine Person samt Gepäcksstück voll automatisiert von A nach B gebracht.
Im großen Ganzen pendelt die bis heute andauernde Messe wieder einmal zwischen nützlichem Fortschritt und Kuriositätenkabinett. Irgendwo in der Mitte wird sich vermutlich in den kommenden Jahren eine französische Innovation einreihen.
Der Dosenwein
Ein Art „Nespresso-Gerät“für Weinliebhaber präsentierte das französische Start-up 10-Vins. Die Maschine „belüftet“und temperiert den in 0,1-Liter-Dosen abgefüllten Wein und soll für ein Geschmackserlebnis sorgen, als habe der Wein drei Stunden lang in einer Karaffe geatmet. Entwickelt für wohlhabendere Genussmenschen, kostet eine Dose der 30 ausgewählten Weinsorten zwischen zwei und 16 Euro. Ob 2016 das Jahr der virtuellen Realität wird, steht noch in den Sternen. Die Facebook- Firma Oculus bietet jedenfalls ab sofort eine VR- Brille um 699 Euro an – Sony wird noch heuer eine Playstation- Brille verkaufen, Samsung setzt auf die Gear VR. Ein Sportschuh, Sneaker und ein Paar High Heels. „ Digitsole“vernetzt Schuh und Smartphone und weist so Schrittanzahl und verbrannte Kalorien aus. Außerdem lässt sich das Fußbett erwärmen, per Sprachbefehl wird der Schuh an den Fuß angepasst.