Das Klima in den Augen der Kunst
Wettbewerb zum Thema Kunst und Klimawandel. Zwischen seinen Auf- tritten in der „Dreigroschenoper“im Theater an der Wien nahm sich Tobias Moretti gestern Zeit für seine Filmfans und kam zur Vorpremiere von „Wie Brüder im Wind“.
GRAZ. „Der Klimakiller Nr. 1 ist die begrenzte menschliche Einsicht in die Notwendigkeit“, bringt es der deutsche Buchautor Siegfried Wache auf den Punkt. Das Thema geht natürlich nicht nur Wissenschaftler und Politiker an, sondern alle.
Darum richtet sich jetzt ein Wettbewerb, der gemeinsam von der Kunstuniversität und der Karl-Franzens-Universität Graz ausgeschrieben wurde und von der Kleinen Zeitung unterstützt wird, speziell an Künstlerinnen, Künstler und Kunstkollektive, „die mit ihren Positionen den Klimawandel, seine Auswirkungen oder den Umgang mit ihm in eine neue Sprache übersetzen und dadurch die mit ihm verbundene Dynamik erfahrbar machen“, wie es in der Ausschreibung von „KlimARS 2016“heißt.
Bis 12. Februar eingereicht werden können Projekte in den Sparten bildende Kunst (Grafik, Malerei, Skulptur, Rauminstallation, Fotografie, Film, Konzeptkunst), Musik (instrumental, elektronisch/Sonifikation), audiovisuelle Kunst und darstellende Kunst (Performance, Lesung, szenische Umsetzung). Pro Sparte werden 1000 Euro vergeben. Ausgewählten Arbeiten, für die es 200 Euro Aufwandsentschädigung gibt, werden im Rahmen des 17. Österreichischen Klimatags am 7. April im Mumuth präsentiert. Details: klimars2016.ccca. ac. at
Für diesen Film konnten Sie einmal in der Nähe Ihres Zuhauses arbeiten. Ein Grund für Ihre Zusage? TOBIAS MORETTI: Richtig, wir drehten viele Szenen am Brenner, nur 35 bis 40 Kilometer Luftlinie von mir entfernt. Doch das war nicht das Hauptargument, sondern da gab es sensationelle Dokumentaraufnahmen vom Naturfilmspezialisten Otmar Penker, der immer schon unglaubliche Sachen gedreht hat. Er ist ein Mann, der sich über die Befindlichkeit der menschlichen Existenz hinaus selbst zum Tier wandelt. Indem es ihm zum Beispiel nichts ausmacht, eiskalte Nächte an irgendeinem Ort zu verbringen, nur für einen einzigen Moment. Doch was er in diesem Moment einfängt, ist großartig.
Filme mit Tieren gibt es ja immer wieder? MORETTI: Ja klar. Da ist Hollywood, der Bär, „Wolfsblut“. Aber „Wie Brüder im Wind“ist etwas anderes. Da waren einmal die unglaublich spektakulären Aufnahmen mit Adlern. Der Hauptstrang der Geschichte ist die Beziehung eines Buben zu einem Adler. Und dazu kommen zwei Figuren, Jean Reno und ich. Die Story spielt in den 50ern des vorigen Jahrhunderts, in einer kargen, spartanischen Welt. Wo jedes Leben mehr dem Nutzen zugeschrieben wird. Freundschaft, die immer etwas Besonderes ist, spielt da keine wichtige Rolle.
Konnten Sie auch im eigenen Leben in den Tiroler Bergen besondere Tierbeobachtungen machen? MORETTI: Da war ich 16. Es war während einer Skitour mit Freunden. Da erlebte ich, wie zwei
INTERVIEW Kolkraben eine Gämse von der Mutter wegzerrten. Sie haben das Jungtier dann elendiglich umgebracht, mit Augen aushacken und so. Da darf man als Beobachtender nur ja nicht zivilisatorisch werden. Das ist eben so in der Natur.
Sie sind als Vater des Buben die eher dunkle Figur. Spielen Sie so was lieber? MORETTI: Natürlich sind Charaktere, die man auf mehreren Ebenen spielen kann, reizvoll. Es ist spannend, sich dabei selbst zu beobachten. Ob man’s kann. Jean Reno ist in unserem Film der Gute. Wäre sicher auch eine schöne Rolle für mich gewesen. Doch Jean hat das wunderbar gemacht, als geradliniger, warmherziger Mensch, der zu dem verschlossenen Buben Zugang findet.
Hatten Sie außerhalb der Drehs genug Zeit, um mit Reno – es war ja Ihre erste Begegnung mit ihm – zu plauschen? Wie war’s? MORETTI: Am Anfang wie so oft, er war schüchtern, gab sich distanziert. Aber nach der ersten großen gemeinsamen Szene war der Bann gebrochen. Er war auch bei mir zu Hause zu Besuch, und da war ich überrascht, dass er nicht nur als Filmfigur in „Wie Brüder im Wind“, sondern auch privat so viel Herzenswärme hat.
Der Mackie Messer in der „Dreigroschenoper“ist sozusagen ein Kontrastprogramm zum sperrigen Bergmenschen in diesem Film. War es Ihnen ein besonderes Anliegen, den Mackie zu verkörpern? MORETTI: Es ist eine Paraderolle der Literatur. Wer sagt schon bei so einem Angebot Nein?
In diesem Fall präsentieren Sie sich auch als Sänger. Als Opernregisseur haben Sie bereits mit Sängern gearbeitet. Gibt es neue diesbezügliche Projekte? MORETTI: Die gibt es. Aber im Februar mach ich jetzt einmal Pause, bleibe daheim und bereite Dinge vor. Es gibt genug zu tun.
Sie haben schon so viel erreicht. Bleibt da noch Platz für besonderen Ehrgeiz? MORETTI: Ich bin Theaterschauspieler, und das bin ich geblieben. Beim Film ist das oft eine Sache von Angebot und Nachfrage. Ich versuche, mich nicht von den Möglichkeiten leiten zu lassen, sondern zu reduzieren. Ich warte auf immer neue Aufgaben, die ich bisher noch nicht hatte. Von materiellen Aspekten lasse ich mich nicht treiben.