Der nette Islamist von nebenan
Ein Bosnier aus Graz wollte sich laut Anklage dem IS anschließen. Der erste Jihadisten-Prozess in Graz hat begonnen.
Wenn Sie zwei Meter rennen, dann fallen Sie“, sagt der Vorsitzende zum Angeklagten. „Ich verstehe nicht.“Ach, nur eine kleine Warnung, weil Fikret B. (49) zu Beginn der Verhandlung die Handschellen abgenommen werden. Zwei Meter wären auch optimistisch mit drei durchtrainierten Justizwachebeamten mit Gesichtsmasken im Rücken. Flankiert von zwei Cobra-Beamten, die durch die Sehschlitze ihrer Masken alles im Blick haben.
Es ist kein normaler Prozess. Zwei Sicherheitsschleusen sind zu überwinden, um in den Schwurgerichtssaal zu kommen: zweimal Taschen ausleeren, zweimal piepsende Metalldetektoren, zweimal Ausweis vorzeigen, Akkreditierung, keine Filmaufnahmen, keine Fotos, Handys und Laptops in der Tasche lassen. Außer Gerichtspersonal, Sicherheitskräften und Journalisten ist kaum jemand da. Man fühlt sich beschützt – und überwacht.
Am Landesgericht Graz wird gegen einen arbeitslosen Teilzeittaxler aus Graz verhandelt,
Der Angeklagte weil ihm Mitgliedschaft in einer „terroristischen Vereinigung“und einer „kriminellen Organisation“vorgeworfen wird. Mit beidem ist der IS („Islamischer Staat“) gemeint, oder wie der Ankläger sagt, „diese Verbrecherbande von Mördern, Räubern und Vergewaltigern“.
Nach dem einstündigen Vortrag des Staatsanwaltes sieht der nette, untersetzte Elektriker mit Rauschebart auf der Anklagebank gar nicht mehr so harmlos aus. Er soll einen Angehörigen des religiösen Vereins „Furkan“dabei unterstützt haben, sich dem IS anzuschließen. Und er wurde im November 2014 in Bosnien festgenommen – beim Versuch, selbst nach Syrien zu reisen, wie die Anklage meint.
Er selbst sagt, er habe nur einen Kleiderhandel für moslemische Frauen aufziehen wollen – als Notstandsbezieher mit 60.000 Euro Unterhaltsschulden.
Anschaulich erklärt der Staatsanwalt das ideologische System der radikalen Islamisten, eine „faschistische Ideologie mit einem