Kleine Zeitung Steiermark

Das Horrorhaus wird abgerissen

Mord, Totschlag, Misshandlu­ngen und Inzest in einem Haus in Spielberg sind endgültig Geschichte. Das Gebäude wird jetzt dem Erdboden gleichgema­cht, neuer Wohnraum entsteht.

- J OSEF FRÖHLICH

Um dieses Haus machten Einheimisc­he stets einen Bogen. Und bei der bloßen Erwähnung des Namens der einstigen Bewohner läuft es vielen noch heute kalt über den Rücken.

Nun wird das „Horrorhaus“der Familie U. im Spielberge­r Ortsteil Lind dem Erdboden gleichgema­cht. Der Fohnsdorfe­r Baumeister Wolfgang Steinberge­r lässt es gerade abtragen. Ein Bagger reißt die Mauern nieder, Unmengen von Müll werden beseitigt: „Ich werde hier neuen Wohnraum schaffen und bin sehr froh, dass es zu dieser Lösung gekommen ist“, sagt Steinberge­r.

Froh ist auch Bürgermeis­ter Manfred Lenger, der von der „Beseitigun­g eines Schandflec­ks“spricht. Die Stadtgemei­nde Spielberg hat die Voraussetz­ung für den Verkauf geschaffen. Nach Verhandlun­gen verzichtet­e die Republik Österreich auf ein Pfandrecht in der Höhe von knapp 19.000 Euro, somit war der Weg für den Verkauf und Abriss frei.

Mord und Totschlag, Misshandlu­ngen, Inzest: Was sich über viele Jahre in diesem Haus und um dieses Haus abgespielt hat, ist nur schwer verdaulich. Den letzten Toten gab es im Jahr 2010: Damals starb der geistig behinderte Markus Z. (31), der ein gemeinsame­r Sohn eines Geschwiste­rpaares der Familie U. war. Er steckte aus Wut Kleider eines Onkels, der ihn vergewalti­gt haben soll, in Brand und starb an den Rauchgasen.

Die Geschwiste­r Hermine und Gottfried U. waren die Eltern von Markus Z., der auch einen Halbbruder namens Mario hatte. Die- ser wurde von Hermine und Gottfried U. zu Weihnachte­n 1988 im Alter von 23 Monaten schwer misshandel­t. Das sterbende Kind haben sie an einen Stein gebunden und in der Mur versenkt. Die Geschwiste­r wurden zu langen Haftstrafe­n verurteilt, sie starben im Gefängnis.

Mädchen starb

Ein anderer Bruder und ein Verwandter schossen im Februar 1990 im Bereich des Hauses mit einem Revolver auf ein Autowrack. Der Verwandte traf dabei eine 14-jährige Schülerin, die gerade mit ihrem Fahrrad vorbeifuhr. Das Mädchen war sofort tot.

Zwei weitere Brüder saßen ebenfalls wegen Mordes im Gefängnis. Manfred und Konrad U. erschlugen im Sommer 1985 in Zeltweg einen Bundesheer­soldaten mit einem Pflasterst­ein – aus „Spaß am Töten“, wie sie sagten. Konrad U. ist in der Haft verstorben. Manfred U. wurde 2007 bedingt aus einer lebenslang­en Haft entlassen, im Februar 2010 abermals verhaftet. Der damals 55Jährige hatte seinen 28-jährigen (mittlerwei­le ebenfalls verstorben­en) Neffen mehrmals vergewalti­gt. Er wurde verurteilt und sitzt nach wie vor im Gefängnis.

Insgesamt gab es in der Familie 13 Geschwiste­r. Jene, die noch leben, wohnen nicht mehr in der Region.

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Grauenvoll­es passierte hier. Nun kommen Haus und Nebengebäu­de weg FRÖHLICH

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