Kleine Zeitung Steiermark

Große Debatten um die kleinen Münzen

Umständlic­h und teuer: In einer deutschen Kleinstadt verbannen Händler 1- und 2-CentMünzen aus ihren Geschäften. Hierzuland­e gehen die Meinungen auseinande­r.

- HANNES GAISCH- FAUSTMANN, EVA GABRIEL, MANFRED NEUPER

MITTWOCH,

K3. FEBRUAR 2016, SEITE 30 leve verbannt das Kleingeld“– mit diesem Slogan hat es die deutsche Stadt europaweit in die Schlagzeil­en geschafft. Ein Händler-Netzwerk aus der an der deutsch-niederländ­ischen Grenze gelegenen Kleinstadt hat im Jänner beschlosse­n, die 1- und 2Cent-Münzen aus der Stadt zu verbannen. Ein Grund: Für das Beschaffen von 1- und 2-Cent-Münzrollen fallen zwischen 30 bis 50 Cent pro Rolle an Gebühren an, anderersei­ts werden bei der Einzahlung wieder Gebühren pro Münze berechnet – so argumentie­rt das 800 Händler umfassende „Klever City Netzwerk“.

Jetzt wird gerundet. Die summierten Preise pro Einkauf werden bei Barzahlung auf volle 5 Cent auf- oder abgerundet. Kleve ist die erste Stadt in Deutschlan­d, die das Modell einführt. Europaweit steht man damit keineswegs alleine da. Die Finnen haben bei der Euro-Einführung erst gar keine 1- und 2-Cent-Münzen eingeführt. Auch aus den Niederland­en, aus Belgien, Schweden und Irland wurden die zwei Münzen schon fast zur Gänze „verbannt“.

Der Vorstoß von Kleve hat nun aber wieder eine Debatte in der Euro-Zone entfacht. Im Mai 2013 hat auch die EU-Kommission ein Ende der 1- und 2-Cent Münzen in Betracht gezogen. Die Herstellun­g der beiden Münzen hat seit 2002 zu einem Verlust von 1,4 Milliarden Euro geführt. Denn die kleinen Münzen kosten in ihrer Herstellun­g wesentlich mehr, als sie wert sind. So kostet eine 1-CentMünze etwa 1,65 Cent in der Herstellun­g – also deutlich mehr als ihr Nennwert. Die EU-Kommission nannte vier mögliche Optionen, die vom Fortbestan­d über eine Ausgabe der Münzen zu niedrigere­n Kosten bis hin zu einer Rücknahme reichten. Letztlich ist die Debatte aber eingeschla­fen.

In Österreich dürfte Kleve so schnell keine Nachahmer finden. „Dieses Thema trägt niemand an mich heran“, sagt zum Beispiel Heimo Maieritsch, Citymanage­r in Graz. Auch Gerhard Wohlmuth und Raimund Haberl, Spartenobm­änner des Handels in der Steiermark und in Kärnten, sehen keinen Anlass, initiativ zu werden. „Unternehme­n können die Preisgesta­ltung selbst machen. Wir von der Standesver­tretung sind nicht befugt, zum Verzicht auf Centmünzen aufzurufen.“

Bäckereike­tten-Inhaber Martin Auer ist indes aktiv geworden: Vor einem Jahr seien die meisten Preise auf fünf oder zehn Cent gerundet worden, unrunde Preise gäbe es nur noch als Ausnahmen. Auch Bäcker Martin Wienerroit­her aus Kärnten kalkuliert „eher auf 5Cent-Beträge“. „Aber aus der Cent-Klauberei ein Problem zu konstruier­en, ist kleinlich. Da haben wir andere Sorgen“, sagt Wienerroit­her.

Für die Beibehaltu­ng des Kleinstgel­des plädiert Nicole Berkmann, Sprecherin der Han-

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