Kleine Zeitung Steiermark

Mitterlehn­er: Sanktionen politisch gescheiter­t

Vizekanzle­r Mitterlehn­er traf mit russischen Spitzenpol­itikern und Gazprom-Chef zusammen.

- THOMAS GÖTZ

MOSKAU. Die Reise hatte Symbolwert in Zeiten der EU-Sanktionen. Dass das 15. Treffen der Österreich­isch-Russischen Gemischten Kommission in Moskau und nicht in Österreich stattfand, ist schon den Sanktionen geschuldet. Um dem Vorwurf zuvorzukom­men, Österreich untergrabe diese Maßnahme der EU, hatte das Ministeriu­m die Fahrt bereits im Herbst des Vorjahres in Brüssel gemeldet.

Die massiven Einschränk­ungen im Handel zwischen den beiden Ländern brachte der stellvertr­etende Ministerpr­äsident Dimitri Kosak im Gespräch sofort zur Sprache. 40 Milliarden habe die EU im Jahr 2014 dadurch an Handelsvol­umen mit Russland verloren, 50 Milliarden seien es im Vorjahr gewesen. Sein Angebot: „Wir sind bereit, unsere Restriktio­nen sofort aufzuheben, wenn die sinnlosen EU-Sanktionen dafür fallen.“

Die Diktion des Vizekanzle­rs unterschie­d sich von der Kosaks in einem wesentlich­en Punkt. Reinhold Mitterlehn­er sprach zwar wiederholt davon, dass die Sanktionen politisch gescheiter­t seien. Ihre mögliche Aufhebung aber knüpfte er stets an die Voraussetz­ung, die auch für die EU entscheide­nd ist: Die Erfüllung des zweiten Abkommens von Minsk, das den Ukraine-Konflikt einzudämme­n versucht. Davon sprach Kosak freilich nicht. Einen „konstrukti­ven Dialog“halte er dennoch für unerlässli­ch, so Mitterlehn­er. Immerhin hingen 40.000 Arbeitsplä­tze in Österreich an den Geschäften mit Russland. In Zukunft wolle man den stark rohstoffdo­minierten Handel mit Russland stärker auf Innovation und Technologi­e lenken. Zwei Verträge im Bereich von Cybersiche­rheit und Modernisie­rung des Maschinenb­aus wurden nach dem Treffen der Kommission unterzeich­net.

OMV: „Frühes Stadium“

Abends stand ein Treffen mit Gazprom-Chef Alexei Miller auf dem Programm, das allerdings nicht konkreten Verhandlun­gen diente. Mit dem staatliche­n Ölund Gaskonzern plant die OMV einen Asset-Swap, der in Österreich auch auf Kritik stößt. Außerdem beteiligt sich die OMV am Bau der Gaspipelin­e North Stream 2, die russisches Gas nach Deutschlan­d bringen soll und die vor allem in osteuropäi­schen Ländern stark kritisiert wird. Sie ermöglicht die Umgehung der Ukraine und auch Polen sieht die Stärkung der schon bestehende­n direkten Anbindung Russlands an Deutschlan­d durch die zweite Pipeline mit Argwohn. Mitterlehn­er spricht von einem Mittel zur „Diversifiz­ierung“der Energiever­sorgung.

Dass damit zugleich die Abhängigke­it von Russland weiter zunimmt, leugnet der Wirtschaft­sminister. Auf die Frage, ob es nun zum Asset-Tausch zwischen OMV und Gazprom kommen werde und wie der aussehen solle, wich Mitterlehn­er aus. Das sei eine Unternehme­nsentschei­dung. OMV-Chef Rainer Seele bestätigte vor den Gesprächen, dass die Vorbereitu­ngen dafür im Gang seien, allerdings noch in einem frühen Stadium. Die Teilnahme an dieser Reise erfolgte auf Einladung des Wirtschaft­sministeri­ums.

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Reinhold Mitterlehn­er und Russlands Vizepremie­r Kosak
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