Liebe Grüße aus Thailand
Brokat in der Stimme hat einen Namen: Elisabeth Kulman. Die Mezzosopranistin beehrt morgen den Musikverein und im Sommer die styriarte. Und trottet viel Globe.
Die Frau hat Feuer: Sie singt nicht bloß, sie brennt. Wenn sie mit Leidenschaft ihr Stimmfeuerwerk zündet, leuchtet es hell und himmlisch.
Die Frau hat Klasse: Ob ein Recital wie morgen mit Klavierpartner Eduard Kutrowatz im Grazer Musikverein. Ob ein Solopart in Beethovens „Neunter“unter Andrés Orozco-Estrada bei der styriarte. Ob die Fricka in Wagners „Rheingold“unter Sir Simon Rattle oder eine Aufnahme von Beethovens „Missa solemnis“unter Bernard Haitink, die am 15. Februar Grammy-Chancen hat . . . Ihr Mezzo adelt jedes Ereignis.
Die Frau hat Geist und Ohren offen: Ja, Klassik, schon, aber. Die charmante Burgenländerin wagt mit gepfefferten „Hungaro-Tunes“Seitensprünge, lässt mit dem Wiener Querbürster-Ensemble „Amarcord“bei Debussy die Puppen Ragtime tanzen oder leiht bei der styriarte Kurt Weills „Seeräuber-Jenny“und anderen frechen Frauen ihre Stimme.
Die Frau hat Glück: Bei Proben zu „Tristan und Isolde“im Rahmen der Ruhrtriennale 2011 traf ein Schlag eines Gesangskollegen just ihren Kehlkopf, sie litt in der Folge unter totalem Stimmver-
Preiser Records. MUSIKVEREIN „frauen. leben. liebe“: morgen, 19.30 Uhr, Stephaniensaal Graz. Karten: Tel. ( 0316) 82 24 55. www. musikverein- graz. at STYRIARTE „La femme, c’est moi“: 5. 7., 20 Uhr, Seifenfabrik, Graz.
21./23. 7., 20 Uhr, Stephaniensaal Graz. Karten: Tel. ( 0316) 825 000 www. styriarte.com lust, nach langwierigem Training blieben aber keine Schäden.
Die Frau hat Rückgrat: Sie beherzigte den Rat von Hans Magnus Enzensberger, nämlich nicht Öl, sondern Sand im Getriebe der Welt zu sein. In dem Fall der Klassikwelt: Mit ihrer Initiative „art but fair“rief sie 2013 zur „Revolution“gegen den beschämenden Umgang von Agenturen, Veranstaltern und Festivals mit Künstlern auf und nahm sich auch vor Salzburgs Almighty Alexander Pereira kein Blatt vor den Mund.
Die Frau hat Mut: Letzten April beschloss sie, mit 41 vom Hochgeschwindigkeitskarussell Oper abzusteigen, nur noch Konzerte zu geben und auf Adagio zu setzen. Beim Trampen durch Thailand – „vier Wochen, ohne Plan“– schrieb sie „Gedankenskizzen“wie diese: Ich höre zu. Ich höre mich schweigen. Globetrotterin ist sie bis dato geblieben, hat mit Jahresende ihren Haushalt in Wien aufgelöst und versucht, aus nur einem Koffer zu leben.
Die Frau ist klug. Die Frau ist bei sich. Und die Frau hat nach wie vor Brokat in der Stimme. Dieser Brokat hat einen Namen: Elisabeth Kulman.