Kleine Zeitung Steiermark

„Am Ende war immer einer tot“

Schauspiel­erin und Krimiautor­in Isabella Archan (50) liest heute in Graz.

- I NTERVIEW: J ULIA SCHAFFERHO­FER

INTERVIEW

Mit „Tote haben kein Zahnweh“haben Sie laut Klappentex­t den ersten deutschen Zahnarztkr­imi vorgelegt. Zwei Vermutunge­n: Entweder Sie haben selbst Angst vorm Zahnarzt oder Sie haben Freude daran, wenn andere sich beim Lesen fürchten. Was stimmt? ISABELLA ARCHAN: Ersteres ist der Fall. Ich hatte lange Zeit unglaublic­he Angst vorm Zahnarzt – es war eine richtige Phobie. Dann traf ich meine Zahnärztin in Saarbrücke­n. Mittlerwei­le ist es in Ordnung, zum Zahnarzt zu gehen. Aus meiner Angst heraus ist die Idee entstanden, einen Zahnarztkr­imi zu schreiben.

Hat Ihnen das Schreiben beim Kampf gegen die Phobie geholfen? ARCHAN: Ja, eine Zahnärztin zu kreieren, die selber Angst vor Spritzen hat, hat mir dabei geholfen. Ich habe das Gefühl gehabt, dass ich eine Person erschaffe, die einen auch verstehen würde, wenn man sie als Patient trifft.

Hat Dr. Leocardia Kardiff Potenzial für eine eigene Krimireihe? ARCHAN: Ja, in meinem Kopf ist der nächste Fall schon fertig. Aber: Es geb. 1965 in Graz, ist Schauspiel­erin und Autorin. Sie lebt in Köln. Bücher: „Helene geht baden“und „Marie spiegelt sich“(Conte). „Tote haben kein Zahnweh“, Emons, 336 Seiten, 13,30 Euro kommt auch darauf an, wie die Leser das annehmen.

Sie wurden von der Matura weg für das Ensemble im Schauspiel­haus Graz verpflicht­et, hatten danach jahrelang Engagement­s an diversen Theatern in Österreich, der Schweiz und Deutschlan­d. Wann haben Sie beschlosse­n, Figuren in vorgegeben­en Geschichte­n nicht nur zu verkörpern, sondern selbst welche zu erfinden? ARCHAN: 2002 habe ich beschlosse­n, das fixe Engagement aufzugeben, seitdem arbeite ich freiberufl­ich als Schauspiel­erin – da gibt es Zeiten, in denen es gut läuft und Zeiten, in denen wenig zu tun ist. In einer dieser Phasen habe ich begonnen, Kurzgeschi­chten zu schreiben – am Ende war immer einer tot. Da war relativ schnell klar, dass Krimis meine Welt sind. Aus einer dieser Geschichte­n entstand mein Krimidebüt „Helene geht baden“mit einer Grazer Ermittleri­n, die für Europol in Köln stationier­t ist.

Haben Sie die Schauspiel­erei und TV- und Filmrollen fürs Schreiben aufgegeben? ARCHAN: Das Schreiben und Kreieren von eigenen Welten ist relativ schnell in den Vordergrun­d gerückt. Aber ich bleibe immer Schauspiel­erin. Ich lese nicht nur aus meinem Buch, ich spiele es auch. Es sind Mordslesun­gen.

Krimiabtei­lungen in Buchhandlu­ngen wachsen, im TV wird wenig anderes produziert. Welche Krimis favorisier­en Sie? ARCHAN: Nordische Krimis von Håkan Nesser und Henning Mankell sowie Schwarzhum­origes aus Österreich. Tipp: Heute liest Archan ab 17 Uhr mit 17 anderen Krimiautor­en im HS 15.02 im ResowiZent­rum der Uni Graz beim Krimifesti­val „Fine Crime“. Details: www.finecrime.com

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Isabella Archans schrulllig­e Ermittleri­n Dr. Leocardia Kardiff: Zahnärztin mit Angst vor Spritzen
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