Jeder Sechste leidet psychisch
Österreich liegt damit in Europa im Spitzenfeld. Behandlungen sind nötig, doch nur die Hälfte bekommt sie auch.
Jeder Euro, der in die Behandlung von Menschen mit Depressionen oder Angststörungen fließt, bringt vier Euro als Gewinn.“Das zeigt eine neue Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Wir wissen, dass die Behandlung für die Gesundheit und Lebensqualität Sinn macht“, erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. „Diese neue Studie bestätigt eindeutig, dass es auch wirtschaftlich Sinn macht.“
Traurige Realität
Dependancen hat. „Statistiken sagen, dass jede vierte Frau und jeder achte Mann im Laufe des Lebens an einer Depression erkranken“, so die Erkenntnis der zu einer Vereinigung zusammengefassten Fachärzte.
Was dabei besonders erschreckend ist: „70 bis 80 Prozent aller Suizide erfolgen im Rahmen depressiver Erkrankungen – man sollte sich immer bewusst sein, dass Depression eine lebensbedrohliche Erkrankung ist“, so Bündnis-Pressesprecherin Doris Rath.
Obwohl Depressionen, europaweit gesehen, sieben Prozent der Krankheitslast ausmachen und schon jetzt zu den häufigsten Ursachen für Erwerbsunfähigkeit und Frühpensionierung zählen, entfallen lediglich 0,5 bis ein Prozent der nationalen Gesundheitsausgaben auf deren Behandlung. Bereits im Jahr 2007, so die Statistik der österreichischen Sozialversicherung, resultierten 1,9 Millionen Krankenstandtage aus psychiatrischen Erkrankungen – Tendenz steigend: 2020 wird Seit 1990 hat sich die Zahl der Erkrankten weltweit auf 615 Millionen Menschen fast verdoppelt. Die ökonomischen Kosten dafür inklusive Jobverlust und Pflege betragen 880 Milliarden Euro. Die Realität für die Betroffenen sieht allerdings anders aus: In Österreich, wo laut Experten rund 1,4 Millionen Menschen an einer psychiatrischen Erkrankung leiden, werden nur an die 900.000 jährlich ärztlich behandelt. Von den Österreichern, die derzeit an Depressionen leiden, erhalten nur 45 Prozent eine adäquate Behandlung, weiß das europaweit aktive „Bündnis gegen Depression“, das auch in fünf österreichischen Bundesländern seit 2005 seine dann die Depression weltweit von allen Krankheiten den Alltag am meisten beeinträchtigen.
Herzkrankheiten überholt
Die Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden dann an zweiter Stelle liegen, zeigt die WHO-Studie. Werden immer mehr Menschen depressiv oder werden aufgrund einer Entstigmatisierung der Krankheit mehr Fälle bekannt? Darüber sind sich die Experten uneinig. Doch mittels Psychotherapie und Psychopharmaka ist eine Behandlung möglich. Wenn auch Experten warnen: 2030 werden laut aktueller Studie allein in Österreich 340 Psychiater fehlen.