Aus für Sonderschulen: Eltern
Weil alle Kinder künftig gemeinsam unterrichtet werden sollen, fürchten manche Eltern behinderter Kinder, diese könnten zu kurz kommen.
Dass in der Steiermark künftig alle Sonderschulen abgeschafft werden sollen, bewegt die Gemüter. Das zeigen nicht nur die Reaktionen auf die Berichte in der Kleinen Zeitung – es haben sich Befürworter der vollständigen Inklusion von Kindern mit Behinderung zu Wort gemeldet, sehr massiv aber auch Eltern, die gegen die Abschaffung aller Sonderschulen sind.
Jetzt machen Elternvertreter dagegen mobil: Der steirische Landesverband der Elternvereine hat eine österreichweite parlamentarische Bürgerinitiative gestartet (www.elternbrief.at) und sammelt unter dem Titel „Wahlfreiheit braucht Wahlmöglichkeit“Unterschriften.
Wenn Eltern wollen, dass ihr Kind eine Volksschule oder Neue Mittelschule besucht, müsse das möglich sein, sagt Elternvereinspräsidentin Ilse Schmid. „Aber insbesondere Eltern von Kindern mit schwersten Behinderungen wissen am besten, ob sie ihr Kind in eine Sonderschule geben wollen oder nicht. Oft kann das, was sie brauchen, in einer Regelschule nicht kompensiert werden.“
Zur Erinnerung: Die Steiermark hat sich mit Kärnten und Tirol als Modellregion positioniert, in der bis zum Jahr 2020 alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden sollen, ob sie Behinderungen haben oder nicht.
Schmid übt auch Kritik am Landesschulrat: Die Eltern seien beim Thema Abschaffung der Sonderschulen nicht eingebunden worden.
„Druck vom Ministerium“
Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner (ÖVP) sagt: „Wenn Eltern mobilisieren, muss man ihre Sorgen ernst nehmen.“Sie ortet „großen Druck vom Bildungsministerium, die Modellregion sofort umzusetzen“. An der Basis gebe es jedoch das Gefühl, das gehe zu rasant.
Am nächsten Dienstag gebe es ein Treffen mit Vertretern von Schulaufsicht, Schulpsychologie und Lehrern, bei dem Landesschulinspektorin Sabine Haucinger einen Zwischenbericht abliefern soll – bis Ende April soll der Umsetzungsplan stehen.
In drei Bereichen müssten für die einzelnen Schulen Vorkehrungen getroffen werden: der Umgang von Lehrern mit dem Thema, die personelle Ausstat- tung und bauliche Maßnahmen. „Sollten diese Punkte nicht erfüllbar sein, ist das für mich nicht umsetzbar“, sagt Meixner. „Da braucht es mehr Behutsamkeit.“
Auch mit der Pädagogischen Hochschule werde stärker abgestimmt, welche Lehrerfortbildungen es geben soll. Und: Der Landesschulrat analysiere Schülertests wie die Bildungsstandarderhebungen dahingehend, wie die Ergebnisse in Integrationsklassen ausgefallen seien. Zudem seien derzeit 1600 Flüchtlingskinder in steirischen Pflichtschulen. „Das beeinflusst den Unterricht gewaltig“, so Meixner. „Das macht es nicht einfacher, wenn auch Kinder mit schwersten Behinderungen in die Klassen kommen.“
Das sagen die Eltern
Für manche Eltern von Kindern mit Behinderungen wäre eine Abschaffung der Sonderschulen ein schwerer Schlag, wie sie erzählen: Sigrid Wallner ist Pflegemutter eines schwer behinderten achtjährigen Buben. Die ehemali-