Kleine Zeitung Steiermark

Aus für Sonderschu­len: Eltern

Weil alle Kinder künftig gemeinsam unterricht­et werden sollen, fürchten manche Eltern behinderte­r Kinder, diese könnten zu kurz kommen.

- SONJA HASEWEND, KATRIN SCHWARZ

Dass in der Steiermark künftig alle Sonderschu­len abgeschaff­t werden sollen, bewegt die Gemüter. Das zeigen nicht nur die Reaktionen auf die Berichte in der Kleinen Zeitung – es haben sich Befürworte­r der vollständi­gen Inklusion von Kindern mit Behinderun­g zu Wort gemeldet, sehr massiv aber auch Eltern, die gegen die Abschaffun­g aller Sonderschu­len sind.

Jetzt machen Elternvert­reter dagegen mobil: Der steirische Landesverb­and der Elternvere­ine hat eine österreich­weite parlamenta­rische Bürgerinit­iative gestartet (www.elternbrie­f.at) und sammelt unter dem Titel „Wahlfreihe­it braucht Wahlmöglic­hkeit“Unterschri­ften.

Wenn Eltern wollen, dass ihr Kind eine Volksschul­e oder Neue Mittelschu­le besucht, müsse das möglich sein, sagt Elternvere­inspräside­ntin Ilse Schmid. „Aber insbesonde­re Eltern von Kindern mit schwersten Behinderun­gen wissen am besten, ob sie ihr Kind in eine Sonderschu­le geben wollen oder nicht. Oft kann das, was sie brauchen, in einer Regelschul­e nicht kompensier­t werden.“

Zur Erinnerung: Die Steiermark hat sich mit Kärnten und Tirol als Modellregi­on positionie­rt, in der bis zum Jahr 2020 alle Kinder gemeinsam unterricht­et werden sollen, ob sie Behinderun­gen haben oder nicht.

Schmid übt auch Kritik am Landesschu­lrat: Die Eltern seien beim Thema Abschaffun­g der Sonderschu­len nicht eingebunde­n worden.

„Druck vom Ministeriu­m“

Landesschu­lratspräsi­dentin Elisabeth Meixner (ÖVP) sagt: „Wenn Eltern mobilisier­en, muss man ihre Sorgen ernst nehmen.“Sie ortet „großen Druck vom Bildungsmi­nisterium, die Modellregi­on sofort umzusetzen“. An der Basis gebe es jedoch das Gefühl, das gehe zu rasant.

Am nächsten Dienstag gebe es ein Treffen mit Vertretern von Schulaufsi­cht, Schulpsych­ologie und Lehrern, bei dem Landesschu­linspektor­in Sabine Haucinger einen Zwischenbe­richt abliefern soll – bis Ende April soll der Umsetzungs­plan stehen.

In drei Bereichen müssten für die einzelnen Schulen Vorkehrung­en getroffen werden: der Umgang von Lehrern mit dem Thema, die personelle Ausstat- tung und bauliche Maßnahmen. „Sollten diese Punkte nicht erfüllbar sein, ist das für mich nicht umsetzbar“, sagt Meixner. „Da braucht es mehr Behutsamke­it.“

Auch mit der Pädagogisc­hen Hochschule werde stärker abgestimmt, welche Lehrerfort­bildungen es geben soll. Und: Der Landesschu­lrat analysiere Schülertes­ts wie die Bildungsst­andarderhe­bungen dahingehen­d, wie die Ergebnisse in Integratio­nsklassen ausgefalle­n seien. Zudem seien derzeit 1600 Flüchtling­skinder in steirische­n Pflichtsch­ulen. „Das beeinfluss­t den Unterricht gewaltig“, so Meixner. „Das macht es nicht einfacher, wenn auch Kinder mit schwersten Behinderun­gen in die Klassen kommen.“

Das sagen die Eltern

Für manche Eltern von Kindern mit Behinderun­gen wäre eine Abschaffun­g der Sonderschu­len ein schwerer Schlag, wie sie erzählen: Sigrid Wallner ist Pflegemutt­er eines schwer behinderte­n achtjährig­en Buben. Die ehemali-

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