Zwölf Rekordmonate in Serie:
Der Treibhauseffekt und das Wetterphänomen El Niño lassen es auf der Erde heiß werden wie noch nie. Die Arktis schmilzt dahin, Klimaforscher hält 1,5-Grad-Ziel für nicht mehr erreichbar.
Die Meldungen kamen zuletzt in beklemmender Regelmäßigkeit: Ein Monat nach dem anderen schlug seinen eigenen weltweiten Temperaturrekord, größtenteils mit einem Vorsprung von mehreren Zehntelgrad – in der Welt der Klimawissenschaftler ein außergewöhnlich großer Abstand. Mit dem vergangenen April haben es zwölf Monate in Serie auf Durchschnittswerte gebracht, die es seit Aufzeichnungsbeginn vor 135 Jahren noch nie gegeben hat. Ein Jahr der Hitze also, ein Ende ist nicht in Sicht.
Laut den Aufzeichnungen der US-Wetterorganisation NOAA brachte es der April auf einen globalen Mittelwert von 13,7 Grad Celsius und lag damit 1,1 Grad über dem April-Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Der Februar lag um 1,21 Grad über dem Schnitt, der März um 1,22 Grad. Vergleichbare Ergebnisse lieferten die Messungen der Nasa. Vergleicht man die gemessenen Temperaturen mit den Werten des späten 19. Jahrhun- derts, beträgt der Vorsprung der vergangenen Monate sogar rund 1,5 Grad. Das ist jener Wert, der laut den Beschlüssen des Pariser Klimagipfels bis Ende des Jahrhunderts nicht überschritten werden sollte.
Dass dieses Ziel damit überhaupt noch erreichbar ist, bezweifelt der deutsche Klimaforscher Mojib Latif. „Dafür müssten wir den Treibhausgasausstoß sofort um 60 bis 70 Prozent senken. Das wäre völlig illusorisch.“Selbst das Zwei-Grad-Ziel sei nur mit einer drastischen Reduktion der Emissionen erreichbar.
Ein Teil der derzeit so starken Erwärmung ist allerdings auch auf das zyklisch auftretende Kli- maphänomen El Niño zurückzuführen, das seit Monaten den Pazifikraum aufheizt. „Es gibt aber Anzeichen dafür, dass auch El Niño durch den menschenverursachten Klimawandel stärker wird“, sagt Latif. So fielen die drei heißesten jemals aufgezeichneten El-Niño-Ereignisse allesamt in die vergangenen 35 Jahre: 1982/ 83, 1997/98 und 2015/16.
Eindeutig klimawandelbedingt ist die stark fortschreitende Eisschmelze in der Arktis, die die Forscher seit dem Vorjahr beobachten. Im Winter fiel die Maximalausdehnung des polaren Meereises so gering aus wie nie seit Messbeginn. Für den Sommer erwarten die Forscher ein Rekordminus. In Australien hat das warme Meerwasser indes ein Drittel der Korallen des Great Barrier Reef absterben lassen.