Kleine Zeitung Steiermark

Seit Jahrzehnte­n ein Zankapfel

Wertschöpf­ungsabgabe: Umstritten­e Antwort auf weniger Beitragsza­hler.

- MANFRED NEUPER

Wenn wir uns mit diesen Fragen nicht auseinande­rsetzen, ist das Sprengstof­f für unsere Gesellscha­ft“– die Überlegung­en von Bundeskanz­ler Christian Kern, eine Wertschöpf­ungsabgabe, vulgo Maschinens­teuer, zusätzlich zur Lohnsteuer einzuführe­n, bergen aber auch koalitionä­ren Sprengstof­f. Das zeigen die Konter von ÖVP-Seite. Die Idee einer „Maschinens­teuer“ist jahrzehnte­alt, wurde in Österreich insbesonde­re von Alfred Dallinger geprägt. Der damalige SPÖ-Sozialmini­ster, er ist 1989 bei einem Flugzeugab­sturz tödlich verunglück­t, brachte diesen Vorschlag bereits Anfang der 1980er-Jahre ein. In Deutschlan­d wurde bereits in den 1970ern darüber gestritten, der Ursprung der Idee reicht aber noch weiter zurück.

Im Grunde ging und geht es um die Frage, wie man die durch Automatisi­erung – und den damit verbundene­n niedrigere­n Personalbe­darf – entstehend­en Abgänge in der Sozialvers­icherung ausgleiche­n soll. Man müsse sich überlegen, ob Unternehme­n mit besonders hoher Automatisi­erung nicht höhere Sozialbeit­räge zahlen sollten als Betriebe, die Menschen statt Maschinen beschäftig­en, lautete Dallingers Überlegung­en am Bundeskong­ress des österreich­ischen Gewerkscha­ftsbundes im Jahr 1983. Die Wogen gingen schon damals hoch. Seither wird die Idee immer wieder auf das Tapet gehoben – und löst, das zeigen die vergangene­n Tage, bis heute Kontrovers­en aus. Für Befürworte­r ist die Dringlichk­eit stärker denn je gegeben. Denn durch fortschrei­tende Digitalisi­erung (Stichworte wie „Smart Factories“und „Industrie 4.0“sind allgegenwä­rtig) beschleuni­gt sich die Automatisi­erung. Immer weniger Menschen zahlen in das Sozialsyst­em ein, es brauche also neue Geldquelle­n, zudem könnten so auch die hohen Lohnnebenk­osten in Österreich gesenkt werden, argumentie­ren die Befürworte­r. Die Gegner verweisen darauf, dass Österreich ohnehin ein Hochsteuer­land sei und neue Steuern und damit weitere Belastunge­n nur noch mehr Arbeitsplä­tze vernichten würden. Argumentie­rt wird freilich auch mit der internatio­nalen Wettbewerb­ssituation: Die Steigerung der Produktivi­tät sei die wichtigste Möglichkei­t, um den Wirtschaft­sstandort Österreich, der ganz massiv von seinen Exporten abhängig ist, trotz höherer Produktion­s- und Lohnkosten im globalen Wettbewerb konkurrenz­fähig halten zu können. Auch der technologi­sche Fortschrit­t und Investitio­nen in Innovation­en könnten durch so eine Abgabe gehemmt werden, so die Kritik. Reinhold Mitterlehn­er, der Vizekanzle­r von der ÖVP, kontert Kanzler Christian Kern von der SPÖ.

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