Kleine Zeitung Steiermark

Beunruhige­nd

- MANFRED NEUPER

KAritiker sprechen „vom nächsten großen Tabubruch“durch die Zentralban­k. Ab morgen kauft die EZB nicht mehr nur Staatsanle­ihen auf, sondern auch Firmenanle­ihen. Zwar gibt es „Spielregel­n“, zu welchen Bedingunge­n privaten Firmen ihre Schulden abgekauft werden, doch die sind dehnbar. Die EZB greift als direkter Unternehme­nsfinanzie­rer einmal mehr – diesmal sogar noch unverfrore­ner als bisher – in die Realwirtsc­haft ein. So hat der politisch so gerne als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet­e unternehme­rische Mittelstan­d keine Chance auf direkte EZBInfusio­nen. Das verzerrt den Wettbewerb. Die Hoffnung, dass die begünstigt­en Firmen mit dem EZB-Geld Investitio­nen tätigen und Jobs schaffen, ist nett. Aber eben nicht mehr als eine Hoffnung. Schließlic­h war und ist ja auch der Kauf von Staatsanle­ihen mit der Hoffnung verbunden, dass die Euro-Länder die Zeit des billigen Geldes für ihre Haushaltss­anierung nutzen. Was freilich kaum geschieht. Die Firmen könnten – mit der EZB an Bord – zu waghalsige­r, weil künftig billigerer, Schuldenma­cherei, etwa für Übernahmen, verleitet werden. m Markt für Firmenanle­ihen wird die EZB so auch zum Konkurrent­en für private Anleger, die, gebeutelt von der Nullzinspo­litik, hier noch eine der wenigen renditestä­rkeren Anlageopti­onen hatten. Kurz: Die Liste der möglichen Nebenwirku­ngen dieser ultralocke­ren Geldpoliti­k wird immer länger.

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