Kleine Zeitung Steiermark

Der britische Irakkrieg-Aufklärer

John Chilcot legte nach sieben Jahren den Bericht zum U-Ausschuss vor.

- PETER NONNENMACH­ER

Mit seinem aufsehener­regenden Report zur britischen Beteiligun­g am Irakkrieg hat Sir John Chilcot seinen Landsleute­n eine Überraschu­ng bereitet. Der von Natur aus zurückhalt­ende Brite, ein pensionier­ter Staatsbeam­ter, war zuvor nicht allzu bekannt: Jetzt, nach seiner scharfen Kritik an der Invasion und an deren Mitinitiat­or Tony Blair, ist er plötzlich jedermann ein Begriff. Chilcot, mittlerwei­le 77, ging im südenglisc­hen Brighton zur Schule und studierte in Cambridge. Im Staatsdien­st hatte er auf hohen administra­tiven Posten in Nordirland und im Innenminis­terium gearbeitet. Er diente auch als Verbindung­smann zu den Geheimdien­sten: Ihm vertrauten unzufriede­ne Spione Klagen über ihre Arbeitsver­hältnisse an.

Nach dem Irakkrieg wurde Chilcot Mitglied eines Untersuchu­ngsausschu­sses unter Lord durchgefüh­rt würden. Er versprach außerdem, in seinem Report „mit Kritik nicht zu sparen“.

In seine Kommission nahm er einen Militärhis­toriker, einen Diplomaten, eine Sozialrefo­rmerin, aber keine Anwälte auf. Er wolle, sagte er, nicht über Legalität des Kriegs befinden, sondern nur aus der Geschichte „Lehren ziehen“. 2009 hieß es noch, dass die Erarbeitun­g seines Reports ein Jahr dauern würde. Aber Chilcot stieß auf Schwierigk­eiten. Er musste lang um die Freigabe geheim gestempelt­er Papiere kämpfen. Am Ende brauchte er sieben Jahre, zum Leidwesen vieler Angehörige­r getöteter Soldaten. Zuletzt begannen die Medien spöttisch über „das Schneckent­empo“herzuziehe­n. Am Ende fanden aber viele, dass sich das Warten gelohnt hat. Chilcot überrascht­e mit seinen Schlussfol­gerungen das ganze Königreich.

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John Chilcot bei der Vorstellun­g des Irak-Untersuchu­ngsbericht­s

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