Schreibt Geschichte
neren Auge. Das ist der Tag, an dem der Nachfolger/die Nachfolgerin von Präsident Barack Obama den Amtseid leisten wird.
Das jedoch ist etwas voreilig. Noch muss Clinton die Wahl gegen Donald Trump bestehen. Sie ist zwar bekannt wie keine andere Frau in den USA, weil sie seit Jahrzehnten in der Politik ist – erst als Gouverneursgattin, dann als First Lady, als Senatorin, als gescheiterte Kandidatin gegen Obama 2008, als Außenministerin. Doch sie ist auch, gäbe es nicht Trump, dessen Werte noch schlechter sind, die im Wahlvolk unbeliebteste Kandidatin aller Zeiten. Sie wirke kühl, abgehoben, ihr sei nicht zu trauen, weil sie im Zweifel auf ihren Vorteil bedacht sei. Sie sei ein unnahbarer Machtmensch. Zumindest sagen das Meinungsforscher, die die Persönlichkeitswerte der Kandidaten abfragen.
Damit sich dieses Bild ändert, haben die Parteitagsregisseure einen Mann verpflichtet, der es wissen muss. Bill Clinton, 42. Präsident der USA, erzählt auf der Bühne des Wells Fargo Centers in Philadelphia eine Liebesgeschichte. Sie beginnt mit einem Satz, der bald in die Lehrbücher für Wahlkämpfer aufgenommen wird. „Im Frühjahr 1971 traf ich ein Mädchen.“In der Arena erhebt sich ohrenbetäubender Jubel. Er ist ein guter Redner. Man kann sagen: Sollte seine Frau gewinnen, dann hat er großen Anteil daran. Kunstvoll schafft er den Spagat zwischen Emotion und Information. Seine Frau sei eine liebevolle Mutter, sie sei aber auch „die verdammt beste Wegbereiterin des Wandels, der ich je begegnet bin“, sagt er.
Erst hat Michelle Obama gesagt, dass Clinton die richtige Kandidatin zur richtigen Zeit sei. „Wegen ihr glauben meine Töchter, dass eine Frau Präsidentin der USA werden kann“und hat damit die Delegierten von den Sitzen gerissen. Dann kommt halb Hollywood auf die Bühne und sagt Ähnliches. Clinton sei eine Kandidatin, die Anmut und Charakterstärke in sich vereine, sagt Schauspielerin Meryl Streep.
Aber es ist Bill Clinton, dessen Anekdoten für den größten Applaus sorgen. Er zeichnet das Bild einer liebevollen Macherin, die das Allgemeinwohl über das eigene stellt. Er geht von der Bühne und die Porträts aller US-Präsidenten flimmern über eine Leinwand. 44 Gesichter – alle weiß bis auf eines, aber alles Männer. Dann ist zu sehen, wie auf dem Monitor eine Glasscheibe zerspringt, und es erscheint das Gesicht von Hillary Clinton. „Das ist euer Sieg, das ist euer Abend“, ruft sie per Liveschaltung. Heute wird sie die Nominierung annehmen und eine Grundsatzrede halten. Vorab sagt sie nur: Sollten zu dieser späten Stunden noch kleine Mädchen wach sein, dann wolle sie ihnen nur sagen: „Ich werde vielleicht die erste Präsidentin, aber eine von euch ist als Nächste an der Reihe.“