Minister Drozda beendet Ära von Agnes Husslein
Nach Verstößen gegen Verhaltensregeln krempelt Thomas Drozda das Belvedere-Museum um.
WIEN. Man kann es nicht anders bezeichnen: Kulturminister Thomas Drozda vollzog nach den Querelen um die Verstöße gegen die Verhaltensrichtlinien im Belvedere Museum Wien einen klaren Schnitt in der Causa Husslein. Er verkündete gestern die Wiederholung der Ausschreibung für die geplante Doppelspitze ab 1. Jänner 2017.
Das heißt: Die Tage von Agnes Husslein als Direktorin des Wiener Museums sind gezählt. Die Kulturmanagerin nahm diese Entscheidung „mit Bedauern zur Kenntnis“. Weitere Stellungnahmen blieben vorerst aus.
„Mit der derzeitigen strukturellen, organisatorischen und personellen Konstellation sehe ich nicht die Möglichkeit, den Betrieb wieder in ruhige Bahnen zu führen“, erklärte Drozda. Sein Ziel sei eine „voll handlungsfähige Doppelgeschäftsführung“nach einem gleichberechtigten Vier-Augen-Prinzip. Mehr noch: Er nutze die Chance für eine Neuaufstellung des Belvedere. Drozda möchte den Fokus zurück auf die Kunst lenken und beschloss daher eine komplette Neubesetzung für alle relevanten Positionen. Kaufmännische und wissenschaftliche Leitung werden neu ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist läuft bis Mitte September. Ein Rechtsgutachten sah keinen Bedarf zur Abberufung Hussleins; die Kunsthistorikerin mit dem Faible für das Society-Parkett soll ihre Funktion also bis Jahresende ausüben.
Die Konsequenzen
Eigentlich hätte die neue Belvedere-Doppelspitze bereits im Mai verkündet werden sollen. Nachdem Verstöße gegen die in- ternen Verhaltensregeln (Reparaturarbeiten auf Museumskosten in der Privatwohnung, Reisespesen für den Urlaub etc.) bekannt geworden waren, kamen die Wirtschafts- und Steuerprüfer von BDO zum Zug. Ihr 130.370 Euro teurer Bericht zeigte die Verstöße von Husslein auf. Die Belvedere-Chefin hatte betont, den kolportierten Schaden von weniger als 15.000 Euro zu begleichen. Das Kuratorium stellte sich zunächst hinter sie.
Interimistisch wird die Juristin Andrea Ecker das BelvedereKuratorium übernehmen. Gleichzeitig soll sie den Ausschreibungsprozess leiten und eine Reform der Bundeskultureinrichtungen erarbeiten. Drozda will künftig nämlich eine einheitliche Gehaltspyramide für alle Bundeskultureinrichtungen festlegen. Als Richtwerte nannte er 200.000 Euro pro Jahr für die wissenschaftliche Leitung. Er fordert zudem, dass ihm künftig Protokolle der Kuratoriumssitzungen übermittelt werden. Leitartikel Seite 8