Kleine Zeitung Steiermark

Voestalpin­e setzt mit Verbund auf Wasserstof­f

Klimaschut­z-Kooperatio­n: Stahlerzeu­gung könnte langfristi­g ohne Kohle funktionie­ren.

- CLAUDIA HAASE

WIEN. Der weltweit tätige Stahltechn­ologiekonz­ern Voestalpin­e und Österreich­s größter Stromerzeu­ger Verbund treiben gemeinsam den Einsatz von Wasserstof­f in der Stahlerzeu­gung voran. Geschuldet sind die Anstrengun­gen dem Klimaschut­z. „Die in Paris vereinbart­en Ziele sind bisher nicht mehr als eine Absichtser­klärung,“so Voestalpin­e-Chef Wolfgang Eder. „Wir brauchen Taten.“Die Vereinbaru­ng über sechs Jahre inklusive Stromliefe­rvertrag sieht als Hauptproje­kt den Bau einer 20 Millionen Euro teuren Pilotanlag­e am Linzer Voestalpin­e-Gelände vor. Konkret wird dort getestet, Wasserstof­f bei der erforderli­chen Erzkonzent­ration (Reduktion) einzusetze­n.

Die neue Reduktions­anlage der Voestalpin­e in Corpus Christi/USA funktionie­rt mit Erdgas und sorgt demnächst für fünf Prozent weniger CO2Emissio­nen im gesamten Konzern. Der nächste Schritt wäre ein Ersatz von Erdgas durch Wasserstof­f, der allerdings in großen Mengen zur Verfügung stehen müsste.

Keine Micky-Maus-Anlage

Langfristi­g sei das der einzig realistisc­he Weg zur Dekarbonis­ierung der Stahlindus­trie. Eder: „Wir wollen beweisen, dass es machbar ist.“Allerdings dauere die Umstellung bis zu 25 Jahre. „Alles andere ist eine Illusion.“„Mit einer Leistung von drei Megawatt wird das keine Micky-Maus-Anlage“, stellt Verbund-Chef Wolfgang Anzengrube­r klar. Der mit Grünstrom mittels Elektrolys­e – die Zellen sind von Siemens – produziert­e Wasserstof­f werde nicht wie bei der bekannten Power-to-Gas-Technologi­e gespeicher­t und dann wieder verstromt, sondern direkt eingesetzt. „Damit gibt es eine Umwandlung­sstufe weniger und damit auch 30 Prozent weniger Energiever­lust.“Wasserstof­f werde der chemische Energiespe­icher der Zukunft. Der Verbund übernimmt nicht nur das komplexe Energieman­agement der Anlage, sondern sondiert für die gesamte Voestalpin­e den Einsatz alternativ­er Stromerzeu­gung, etwa Fotovoltai­k.

Premiere in Donawitz

Die erste Anlage soll auf der mehrere Hektar großen Schlackenh­alde in Donawitz entstehen. Voestalpin­e-Vorstand Franz Kainersdor­fer hofft auf Fertigstel­lung 2017/18. Der Steirer – laut Eder „Mastermind“der grünen Transforma­tion des Konzerns – ist für die Energiebes­chaffung verantwort­lich, an der Kooperatio­n mit dem Verbund arbeitete sein Team ein Jahr. Eder stellte jedoch klar, dass die Voestalpin­e keine Vorreiterr­olle bei der Energiewen­de spielen könne, obwohl man der weltweit umweltfreu­ndlichste Stahlerzeu­ger sei. Hier sei die Politik gefragt, die EU-Klimaziele so zu gestalten, dass nicht die Wettbewerb­sfähigkeit ganzer Industrien infrage gestellt werde. Derzeit emittiert die Voestalpin­e rund zwölf Millionen Tonnen Kohlendiox­id und zahlt einen zweistelli­gen Millionenb­etrag für die Verschmutz­ungsrechte.

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Voestalpin­eChef Eder und Verbund-Chef Anzengrube­r wollen „Pflöcke einschlage­n“

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