Voestalpine setzt mit Verbund auf Wasserstoff
Klimaschutz-Kooperation: Stahlerzeugung könnte langfristig ohne Kohle funktionieren.
WIEN. Der weltweit tätige Stahltechnologiekonzern Voestalpine und Österreichs größter Stromerzeuger Verbund treiben gemeinsam den Einsatz von Wasserstoff in der Stahlerzeugung voran. Geschuldet sind die Anstrengungen dem Klimaschutz. „Die in Paris vereinbarten Ziele sind bisher nicht mehr als eine Absichtserklärung,“so Voestalpine-Chef Wolfgang Eder. „Wir brauchen Taten.“Die Vereinbarung über sechs Jahre inklusive Stromliefervertrag sieht als Hauptprojekt den Bau einer 20 Millionen Euro teuren Pilotanlage am Linzer Voestalpine-Gelände vor. Konkret wird dort getestet, Wasserstoff bei der erforderlichen Erzkonzentration (Reduktion) einzusetzen.
Die neue Reduktionsanlage der Voestalpine in Corpus Christi/USA funktioniert mit Erdgas und sorgt demnächst für fünf Prozent weniger CO2Emissionen im gesamten Konzern. Der nächste Schritt wäre ein Ersatz von Erdgas durch Wasserstoff, der allerdings in großen Mengen zur Verfügung stehen müsste.
Keine Micky-Maus-Anlage
Langfristig sei das der einzig realistische Weg zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie. Eder: „Wir wollen beweisen, dass es machbar ist.“Allerdings dauere die Umstellung bis zu 25 Jahre. „Alles andere ist eine Illusion.“„Mit einer Leistung von drei Megawatt wird das keine Micky-Maus-Anlage“, stellt Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber klar. Der mit Grünstrom mittels Elektrolyse – die Zellen sind von Siemens – produzierte Wasserstoff werde nicht wie bei der bekannten Power-to-Gas-Technologie gespeichert und dann wieder verstromt, sondern direkt eingesetzt. „Damit gibt es eine Umwandlungsstufe weniger und damit auch 30 Prozent weniger Energieverlust.“Wasserstoff werde der chemische Energiespeicher der Zukunft. Der Verbund übernimmt nicht nur das komplexe Energiemanagement der Anlage, sondern sondiert für die gesamte Voestalpine den Einsatz alternativer Stromerzeugung, etwa Fotovoltaik.
Premiere in Donawitz
Die erste Anlage soll auf der mehrere Hektar großen Schlackenhalde in Donawitz entstehen. Voestalpine-Vorstand Franz Kainersdorfer hofft auf Fertigstellung 2017/18. Der Steirer – laut Eder „Mastermind“der grünen Transformation des Konzerns – ist für die Energiebeschaffung verantwortlich, an der Kooperation mit dem Verbund arbeitete sein Team ein Jahr. Eder stellte jedoch klar, dass die Voestalpine keine Vorreiterrolle bei der Energiewende spielen könne, obwohl man der weltweit umweltfreundlichste Stahlerzeuger sei. Hier sei die Politik gefragt, die EU-Klimaziele so zu gestalten, dass nicht die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Industrien infrage gestellt werde. Derzeit emittiert die Voestalpine rund zwölf Millionen Tonnen Kohlendioxid und zahlt einen zweistelligen Millionenbetrag für die Verschmutzungsrechte.