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Am 9. August wird ein neuer ORF-Chef gewählt. Senderchef Alexander Wrabetz tritt wieder an. Wofür stünde eine dritte Ära von Wrabetz?
ORF eins beleben. Die Quoten von ORF eins sind oft schwach und im Sommer im Keller (Tageshöchstwert etwa am Samstag: 155.000 Seher des ZiB Flash). Alexander Wrabetz will in ORF eins zusätzlich zehn Millionen Euro investieren. Für mehr heimisches Programm, eine Jugendinformationsschiene und eine Stärkung von Social Media. US-Serien sollen weiter reduziert werden. ORF eins wieder relevanter zu machen, gilt als eine der schwierigsten Aufgaben.
Alexander Wrabetz möchte keinen zentralen Informationsdirektor (wie etwa Elmar Oberhauser bis 2010 einer war). Für ihn muss es künftig „in der Struktur eine klare Ausrichtung auf die wirklichen Produkte geben, und das sind die Channels“. Das könnte bedeuten, Wrabetz präferiert einzelne Chefredakteure wie etwa jeweils einen für ORF eins, ORF 2, die TV-Magazine, Radio und Online. Aktuell liegt die Information bei Fernsehdirektorin Kathrin Zechner. Der ORF hält die TVRechte an den wichtigsten Sportereignissen, darf aber sogenannten Premium-Sport aus gesetzlichen Gründen nicht auf Spartensender ORF Sport+ zeigen. Das möchte Wrabetz ändern. Autonomie. Die Landesstudios sollen größere Flexibilität im Umgang mit Budgetmitteln erhalten. Mit dem Frühstücksformat „Guten Morgen Österreich“zeigt sich Wrabetz ziemlich zu- frieden. Wie man auch harte Informationen besser in die Wohlfühlsendung implementiert, lässt er derzeit erarbeiten. ORF wird Social Media House. „Wir brauchen vernünftige Social-Media-Applikationen bis hin zu einem neuen Diskurs- und Dialogauftritt mit dem Publikum, eine neue Form des Kundendienstes und der Kommunikation mit der Öffentlichkeit“, kündigt der ORFChef an. Davon erwartet er sich letztendlich auch eine Erhöhung der TV-Reichweite. Neue Mediatheken. 2017 soll ein eigener YouTube-Kanal gestartet und das Angebot auf Flimmit erweitert werden. So will Wrabetz ORF-Eigenproduktionen länger als die sieben Tage in der TVthek abrufbar machen. Teils gratis, teils gegen Gebühr: „Wir müssen unsere Archive in Zukunft öffnen, damit die Leute Zugang dazu haben“, sagt der 56-Jährige. Stärkung von Ö 1. Im Oktober 2017 wird der Radiosender Ö 1 50 Jahre alt. Wrabetz sichert bis dahin eine Schemareform sowie ein neues Sender- wie Audio-Design zu. Schon diesen Herbst werde es eine neue Homepage und eine neue App geben. Frauenquote erhöhen. Frauen in Führungspositionen sind im ORF eine Rarität, das möchte Wrabetz in seiner dritten Amtszeit ändern: „Ziel ist es, das massiv zu steigern. Auf 50 Prozent bei den Fachbereichsdirektionen und auf annähernd 40 Prozent bei den Landesdirektoren.“
sind Wrabetz’ Unterstützer? Gewählt wird der ORF-Generaldirektor vom 35-köpfigen Stiftungsrat und dessen Mehrheit, schien sich Wrabetz zumindest Ende Mai noch sicher: „Im persönlichen Gespräch haben mir mehr als zwei Drittel der Stiftungsräte von allen Seiten zu verstehen gegeben, dass eine Verlängerung meiner Geschäftsführung gut wäre.“Ganz sicher dürften ihm zumindest die Stimmen jener 13 Stiftungsräte sein, die der SPÖ zuzuordnen sind. Auch Bundeskanzler Christian Kern hat einen Favoriten: „Alexander Wrabetz, ganz klar.“