Kleine Zeitung Steiermark

Papst ruft Jugend auf zur Rebellion

Franziskus ruft in Krakau dazu auf, die Welt zu verbessern. Seine Polen-Reise ist ein steter Wechsel zwischen Krieg und Frieden.

- KORRESPOND­ENTEN ULRICH KRÖKEL

Es sind extreme Kontraste bei diesem Papstbesuc­h in Polen. Einerseits die feiernden Menschen auf dem Weltjugend­tag in Krakau und die begeistert­en Massen am Wallfahrts­ort Tschenstoc­hau. Anderersei­ts die Weltlage. Einerseits ein Papst, der vom Krieg spricht, dann aber die Menschen aufruft, keine Angst zu haben. Ein Papst, der in Zeiten der großen Verunsiche­rung scheinbar sorglos in eine Straßenbah­n steigt und durch Krakau fährt. Diese Sorglosigk­eit ist freilich nur eine oberflächl­iche Wahrnehmun­g. Wer hinter die Massen schaut, sieht vor allem eines: Polizei, Militär, Sicherheit­sleute. Auf den Ausfallstr­aßen stehen sie alle zwanzig Meter. Jeder Rucksack, der herrenlos herumliegt, hinterläss­t bei Umstehende­n bange Momente.

Das Kirchenobe­rhaupt ist hier, um für Frieden zu beten und sich barmherzig mit Hilfesuche­nden zu zeigen. In einer Zeit, in der sich Europa gegen Flüchtling­e abschottet, scheint der Aufruf zur Barmherzig­keit nötiger denn je. „Ich finde es wichtig, dass der Papst sagt, man soll Flüchtling­e aufnehmen, wir müssen Armen helfen“, sagt der Jugendlich­e Michael Opole in Tschenstoc­hau.

Andere stimmen damit nicht überein. „Ich finde es gut, was unsere Regierung macht“, sagt die Pilgerin Krystyna Kozlik mit Blick auf die nationalko­nservative Regierung, die sich gegen die Aufnahme von Migranten wehrt. „Man sieht doch in Deutschlan­d, was passiert, wenn zu viele kommen. Hier sind wir sicher.“

Und ein Italiener erzählt dem Papst in Krakau, dass er mit einer Gruppe in München war, als der Amoklauf passierte, und deshalb zurück nach Italien reisen musste. „Wie können wir jungen Leute, in einer Welt voller Hass Frieden verbreiten?“, fragt er das Oberhaupt der katholisch­en Kirche. „Der Frieden baut Brücken, der Hass Franziskus.

Der Papst ruft die jungen Menschen beim Weltjugend­tag zur Rebellion für eine bessere Welt auf. In Krakau fuhr er mit der Straßenbah­n zum Blonia-Park, wo ihn Zehntausen­de junge Katholiken aus aller Welt trotz Regens frenetisch feierten. „Es schmerzt mich, wenn ich jungen Menschen begegne, die vorzeitig in Pension gegangen zu sein scheinen“, sagte er bei der Begrüßung. „Es macht mir Sorgen, wenn ich junge Menschen sehe, die das Handtuch geworfen haben, bevor sie zum Wettkampf angetreten sind.“Franziskus ermutigte sie, keine Angst vor Veränderun­gen zu haben. „Es ist schön und es tröstet mein Herz, euch so rebellisch zu sehen.“Die Kirche könne davon lernen.

Im Tschenstoc­hau hatte Franziskus zunächst für eine Schrecksek­unde gesorgt. Zu Beginn einer Open-Air-Messe stolperte er mit Mauern“, antwortet einem Weihrauchf­ass in der Hand und stürzte. Der 79-Jährige konnte sich jedoch mithilfe von zwei Begleitern rasch wieder aufrichten und predigte wie geplant. Dem Papst gehe es gut, versichert­e später ein Vatikanspr­echer. Er war in den vergangene­n Jahren in seinen langen Gewändern schon mehrfach ins Straucheln geraten.

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Zu Beginn der Messe stolperte der Papst und stürzte
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