Kleine Zeitung Steiermark

Auf der Alm, da ist jetzt was im

A g’mahte Wiesn? Steirer sind wieder aufgerufen, bei Rettung der Almen vor Verwaldung mitzuhelfe­n. Das zahlt sich aus, weil man Originalen wie Luise Knapp begegnet.

- ULRICH DUNST

Schreiben S’ des“, sagt sie mit resolut akzentuier­tem LuftRufzei­chen: „Schreiben S’: ‚Dabei sein ist alles. Und wenn man für eine Sache brennt, dann stellt sich der Erfolg ein.‘“– Und wie sie für ihre Sache brennt, die „Holterin“auf der Seckauer Hochalm, die mit ihren wohlüberle­gten Wald- und Wiesenweis­heiten auch nicht lange hinterm (1900 Meter hohen) Berg hält.

Luise Knapp ist eine von derzeit 808 steirische­n Almhirten, genannt „Holterin“, die während der tierischen Sommerfris­che auf steirische­n Almen auf rund 50.000 Rinder, Schafe und Pferde aufpassen. Tritt sie mit Lederhose, gelben Gummistief­eln und darunter orange lackierten Zehennägel­n vor ihre spartanisc­he Holzhütte ohne fließendes Wasser, aber mit Solarstrom, der „für Licht und einen Wetterberi­cht im Radio pro Tag reicht“, ist sofort klar: Hier hat man es mit einem Original zu tun.

Die studierte Ärztin und Heilprakti­kerin war vor ihrer Promotion 33 Jahre lang Intensivkr­ankenschwe­ster und auch in der Pflegeausb­ildung tätig, ehe sie dann vor zehn Jahren entschied, das Gesundheit­ssystem gegen gesunde Almluft zu tauschen.

Puppi, Pappi und Gaudi

Mit ihrem Holzstecke­n, der sie seit dem ersten Tag auf der Alm begleitet „und mir Energie gibt“, dem 30 Jahre alten Rucksack, der wohl einmal rot war, und mit Salz fürs Vieh sowie Kerzeln für die nahe Wallfahrts­kirche gefüllt ist, macht sie sich täglich im Morgengrau­en auf den Weg. „Tagwache ist oft um 3 Uhr früh, damit ich or- dentlich frühstücke­n ücken kann. Ich weiß ß ja nie, wie lange ich aus bin.“Der er Rundgang aufuf der Hunderte te Hektar großen en Hochalm rund um Maria Schnee könne drei Stunden n dauern. Oder auchh sieben. Luise Knapp kehrt hrt nicht wieder, ehe sie nicht jedes der 59 Tiere (Mutterkühe, Kälber), die ihr die Bauern für den Sommer anvertraut­en, gesehen und deren Zustand beurteilt hat. „Da heroben musst du dich nach den Tieren und dem Berg richten. Da legst du alle Allüren ab.“

Wann immer ihr dabei Wanderer, geländegän­gige Wallfahrer, Biker oder sonstige Freizeit-Bergfreund­e begegnen, lädt sie sie ein, einen Vormittag mit anzupacken – und packt sie selbst beim Schmäh: „Ich sag’ ihnen dann immer: ‚Ihr wissts, wo die Schwammerl­n stehen und wo der Christbaum fürs nächste Weihnachte­n steht, also KLEINE ZEITUNG FREITAG, 29. JULI 2016 Luise Knapp, Ärztin und „ hauptberuf­lichhauptb Almhalteri­n“

ist es Zeit, dem Berg auch wieder etwas zurückzuge­ben.‘“Sie lädt sie also ein, einen halben Tag lang bei der Pflege der Almen, „die viele ja als selbstvers­tändlich nutzen“, mitzuhelfe­n. „Und dann verspreche ich ihnen gutes Pappi – heuer gibt’s u. a. Kesselgula­sch – und a Gaudi. Das wirkt.“

Und wie das wirkt! Im Vorjahr haben Luise Knapp und „ihre“Almbauern 110 Leute zum Mithelfen und Mitfeiern auf die Hochalm gelockt. Morgen, (bzw. nächsten Samstag auf 14 weiteren Almen), ist es wieder so weit. „Vom Kind bis zum 80-Jährigen, alle sind eingeladen“, sagt Knapp und wiederholt: „Dabei sein ist alles!“Es gehe

 ??  ?? Steirer sind aufgerufen, bei der Rettung der Almen mitzuhelfe­n. Auf der Seckauer Hochalm kaufen Luise Knapp, Toni Hafellner und Siegi Polz mit Zange und Sense dem Wacholder und den Disteln den Schneid ab
Steirer sind aufgerufen, bei der Rettung der Almen mitzuhelfe­n. Auf der Seckauer Hochalm kaufen Luise Knapp, Toni Hafellner und Siegi Polz mit Zange und Sense dem Wacholder und den Disteln den Schneid ab
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