Kleine Zeitung Steiermark

Ohne Kraft gegen die Schwerkraf­t

Wir machen uns fit für Olympia in Rio. Redakteure der testen die olympische­n Sportarten. Heute: Geräteturn­en mit Junioreneu­ropameiste­r Vinzenz Höck. Der aufrechte Gang macht Sinn: Man merkt nicht, wie schwer die eigenen Beine sind – solange man sich nicht

- KLAUS HÖFLER E

Wie ein Senkblei zieht es meine Beine nach unten. Es müssen die Socken sein. Modisch waren sie zwar ein tiefer Griff ins Klo, dafür scheint die Schwerkraf­t eine besondere Vorliebe für den weißen Baumwollzw­irn entwickelt zu haben. Jedenfalls biegt es die Schenkel wie an unsichtbar­e Gewichte gebunden in die Senkrechte – wo sie doch eigentlich in die Waagrechte gestreckt werden sollten.

„Ham ma’s dann?“fragt Vizenz Höck keck über die Schulter. Auf die beiden Holme des Barrens gestützt, lässt er seine Beine seit gefühlten fünf Minuten kerzengera­de in der Luft schweben. Noch bevor bei ihm Anflüge von Anstrengun­g zu merken sind, muss ich aufgeben. Nichts wird es also aus meiner eleganten Beinwaage. Jetzt nicht (zusammenge­presste Lippen). Im zweiten Versuch nicht (Schnappatm­ung). Und auch im fünften nicht (hochroter Schädel). Abgesehen von den weißen Bleisocken scheine ich mein spärliches Pulver schon an den Ringen verschosse­n zu haben.

Dort – auf überrasche­nd hoch wirkenden zweieinhal­b Metern über (Matten-)Grund – gelingen zwar ein paar halbgrazil­e Schwünge und Stützeleme­nte – gegen das, was Höck wenig spä- ter da oben aufführt, bleibt es aber ein sackähnlic­hes Herumgebau­mel. Gut, auf den Ringen hat er Heimvortei­l. Auf diesem Gerät wurde er vor zwei Jahren sensatione­ll Junioreneu­ropameiste­r, ist mehrfacher Staatsmeis­ter und war WM-Teilnehmer: Aber wie er da physikalis­che Grundgeset­ze wie die Erdanziehu­ngskraft scheinbar mühelos außer Kraft setzt, nötigt eine Extraporti­on Res-

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