Amourös verrenkte Wurschtigkeit
25 Jahre Theaterwahnsinn: Peter Faßhuber inszeniert Maxim Gorkis „Kinder der Sonne“.
T H E AT E R O B E R Z E I R I N G PÖLSTAL. Hat die Revolution ihre Kinder schon gefressen? Unsere Welt ist in Bewegung, viele gehen fort, müssen es. Peter Faßhuber freute sich auf seinen ersten Gorki: „Kinder der Sonne“, ein „gegen diverse Elemente der Tragödie ankämpfendes Lustspiel“zur irren Krönung der 25. Spielsaison des Theaters Oberzeiring. 1905 geschrieben, aber es könnte aktueller nicht sein. Im Hause Pawel verbarrikadieren sich die Sonnenkinder mit ihren Eitelkeiten, amourösen Verrenkungen, geisteskranken Befindlichkeiten und hochnäsiger Ignoranz gegen die rotierende Welt draußen.
Die neun Jubiläumsprotagonisten leben dahin in finsterer Ohnmacht, verabreichen klein dosierte Dummheiten. Sind extrem überflüssig verliebt, tantig giftig und dämlich hartnäckig. Und zu Django Reinhardt lässt es sich ohnehin gut wurschtig sein gegen da draußen: Melanie Katja Schneider, Ute Veronika Olschnegger, Eva-Maria Faßhuber-Fuchs, Julia Faßhuber, Petra Stock, Holger Schober, Gregor Schenker, Thomas Sima und Hans T. Tafner sind die Bühnenwahnsinnigen, die dem üppig Applaus spendierenden Premierenpublikum einen tiefgründig unterhaltenden Abend zwischen Ranunkeln und Karotten aus dem Hochbeet buddeln. „Als Menschen müssen wir uns für das Schicksal anderer Menschen interessieren. Damit wir überhaupt begreifen, wie es in dieser Welt zugeht.“
Stallgebäude
Im Theater Oberzeiring jedenfalls, entstanden aus einem Stallgebäude, geht es mittlerweile professionell zu. Es ist ein Diamant der freien Szene. Was vor 25 Jahren „hochgradig unbedarft“begann, wurde ein Theaterbetrieb mit heute hundert Vorstellungen jährlich und 90 Prozent Auslastung. „Dieses unglaublich schöne, ideale Theaterzentrum sucht seinesgleichen in Österreich“, weiß der ehemalige Gendarm Peter Faßhuber. Und bilanziert 121 Stücke, 186.000 Besucher, viele Ur- und Erstaufführungen. „Kinder der Sonne“im Theater Oberzeiring: 30. Juli, 2., 6., 10. August, 6., 16., 21. September, 20 Uhr. Information: Tel. ( 0 35 71) 200 43, www.theo. at