Als Steirer zu Camaradas wurden
1400 Österreicher kämpften im Spanischen Bürgerkrieg (1936– 1939). Zwei Grazer Intellektuelle waren dabei – und überlebten.
In den 30er-Jahren mündeten die sozialen und politischen Gräben in vielen Teilen Europas in gewaltsame Auseinandersetzungen. Auch in Spanien waren die Spannungen zwischen Monarchisten und Faschisten auf der einen und Republikanern (Bürgerliche, Anarchisten und Sozialisten) auf der anderen Seite zu groß. Im Juli 1936 putschte das faschistische Militär gegen die linke republikanische Regierung. Den Aufstand führte „Generalissimo“Francisco Franco an. Dieser Bürgerkrieg, der bis 1939 dauern sollte, war in vielerlei Hinsicht einzigartig.
Trotz eines „Nichteinmischungspaktes“kämpften Freiwillige aus aller Welt in den internationalen Brigaden aufseiten der Regierung, die deutsche „Legion Condor“half Franco.
Es waren aus Österreich vor allem Arbeiter, die sich seit 1934 aktiv gegen den österreichischen Faschismus zur Wehr gesetzt hatten und ab 1936 nach Spanien gingen, um als Teil der „Interbrigaden“die Republikaner zu unterstützen.
Zu den wenigen Intellektuellen aus Österreich, die den Republikanern zu Hilfe kamen, zählen die spätere Mitbegründerin der Ethno-Psychoanalyse Goldy Matthèy und ihr Cousin, der Chemiker und Maler Ferdinand Bilger – beide aus Graz. Das Leben der beiden ist ab 30. September Teil einer Ausstellung im Landhaus Feuerlöscher in Prenning bei Deutschfeistritz, das als „Haus des kulturellen Widerstandes“bekannt ist. Die von Georg Pichler, Günter Eisenhut und Heimo Halbrainer kuratierte Schau nennt sich „Camaradas“.
Goldy Matthèy, die beim Ausbruch des Bürgerkrieges 25 Jahre alt war, setzte sich seit Jahren für die Idee der „Brüdergemeinde“ein, einen engen Zusammenhalt von Gleichgesinnten jenseits familiärer Strukturen. Sie arbeitete in Wien in einem Heim für schwererziehbare Kinder und zog nach der Niederlage der Arbeiterschaft im Februar 1934 zurück nach Graz. Bei den Treffen bei ihrem Cousin Ferdinand Bilger in der Morellenfeldgasse 42 planten befreundete Intellektuelle Aktionen gegen die Diktatur (Austrofaschismus).
Die internationale Solidarität im Kampf gegen den Faschismus in Spanien verstärkte in ihr dieses Gefühl der „Brüdergemeinde“. So wurde sie als Röntgenassistentin 1937 Teil der Interbrigaden und leitete in Albacete ein Spitalslabor. Nach der Niederlage der Spanischen Republik kam sie 1939 in die Schweiz, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1997 lebte.
Ihr Cousin Ferdinand Forschungsassistent bei Bilger, Nobel- preisträger Pregl, leistete damals ebenfalls bereits seit Jahren Widerstand gegen faschistische Tendenzen. 1934 kurz inhaftiert, ging er 1937 nach Spanien, wo er als Hygieniker für die Republikaner tätig war. Doch schon seine Ankunft war dramatisch, denn sein Schiff wurde vor Barcelona bombardiert. Nur in höchster Not erreichte Bilger noch das Ufer.
Seine Hauptaufgabe in Spanien war später, Wasserproben von Brunnen zu entnehmen, die von Franco-Truppen vergiftet worden waren. Gekämpft hat er nie. 1939 musste er dennoch fliehen, tauchte in Frankreich unter und versteckte sich erfolgreich vor der Wehrmacht. Im Exil begann er zu malen, kehrte schließlich 1947 nach Österreich zurück und wurde Mitglied der Grazer Sezession.
Bis zum Bürgerkriegsende 1939 hatten 200.000 Menschen bei Kriegshandlungen ihr Leben verloren, weitere 200.000 waren im Hinterland ermordet worden. Fast eine halbe Million Menschen flüchtete ins Exil, die meisten nach Frankreich. Mehr als 9300 Spanier kamen in deutsche Konzentrationslager, über 5000 von ihnen wurden dort ermordet. An die hundert „Rotspanier“waren im KZ-Außenlager Bretstein bei Judenburg inhaftiert.
In Spanien herrschte indes ein Terrorregime. Bis in die Vierzigerjahre wurden politische Gegner hingerichtet, bis zu 363.000 Personen inhaftiert. Bis heute warten 114.000 sterbliche Überreste darauf, exhumiert und in Ehren begraben zu werden.