„Fragen wir doch die Betroffenen“
Ein-Euro-Jobs, populistisches Schüren von Ängsten, unbezahlte Arbeit, Burkaverbot und Kindersoldaten – viele Themen brennen unseren Lesern derzeit unter den Nägeln.
Die Alt- und Neupopulisten haben kein Herz und kein Mitgefühl. Sie schüren lustvoll den Neid und den Geiz und all die anderen Ängste und überbieten einander jeden Tag mit neuen Grauslichkeiten: Gestern war es die Kürzung der Mindestsicherung. Heute ist es der EinEuro-Arbeitsdienst. Und morgen rufen sie ohne Not den Notstand aus, damit sie endlich tun können, was sie sonst aus Menschen- rechtsgründen nicht tun dürfen. Wir bewegen uns zurück in finstere Zeiten. Und viel zu viele klatschen auch noch Beifall dazu. Ein-Euro-Jobs sind doch längst Realität, für AlleinerzieherInnen, Mehrkindmütter, AkademikerInnen in der Familienpause, 50-plusKandidatInnen, die ihre Eltern oder Enkelkinder „caren und sharen“. Menschen, die heutzutage die Mindestsicherung beziehen, liegen nicht auf der faulen Haut. Sie beaufsichtigen schulpflichtige Kinder während der schulfreien Tage, Alte und Kranke, versorgen sie rund um die Uhr – und auch an Sonn- und Feiertagen. Sie kümmern sich um die Integration von Flüchtlingen, natürlich ehrenamtlich, denn sie sind es gewohnt, mit Notstandshilfe oder Mindestpension und weniger auszukommen.
Ein Euro Stundenlohn wäre für viele von ihnen eine Entlohnung, von der sie nicht zu träumen wagen. Dennoch, das konnten Heerscharen von Feministinnen und bewegten Frauen aller politischen Lager in den letzten hundert Jahren nicht durchsetzen. Unbezahlte Arbeit wird zum allergrößten Teil von Frauen verrichtet.
Da anerkannte Flüchtlinge österreichischen StaatsbürgerInnen rechtlich gleichgestellt sind, könnte die Ein-Euro-Job-Diskussion vielleicht auch endlich wieder ein bisschen Schwung in die alte Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“bringen, unter den Vorzeichen einer neuen Debatte darüber, was „Arbeit“denn in unseren Tagen überhaupt bedeutet.
Die meisten wären froh
Ein-Euro-Jobs? Fragen wir doch die Betroffenen, was sie davon halten. Ich glaube, die meisten von ihnen wären wohl überglücklich. Als erstes Gericht weltweit erklärte 2009 das internationale Tribunal für Kriegsverbrechen in Sierra Leone den Einsatz von