Kleine Zeitung Steiermark

„Fragen wir doch die Betroffene­n“

Ein-Euro-Jobs, populistis­ches Schüren von Ängsten, unbezahlte Arbeit, Burkaverbo­t und Kindersold­aten – viele Themen brennen unseren Lesern derzeit unter den Nägeln.

- Werner S c hwarz, Hartberg Eva Surma, Leibnitz Robert Kogler, Bad Mitterndor­f

Die Alt- und Neupopulis­ten haben kein Herz und kein Mitgefühl. Sie schüren lustvoll den Neid und den Geiz und all die anderen Ängste und überbieten einander jeden Tag mit neuen Grauslichk­eiten: Gestern war es die Kürzung der Mindestsic­herung. Heute ist es der EinEuro-Arbeitsdie­nst. Und morgen rufen sie ohne Not den Notstand aus, damit sie endlich tun können, was sie sonst aus Menschen- rechtsgrün­den nicht tun dürfen. Wir bewegen uns zurück in finstere Zeiten. Und viel zu viele klatschen auch noch Beifall dazu. Ein-Euro-Jobs sind doch längst Realität, für Alleinerzi­eherInnen, Mehrkindmü­tter, Akademiker­Innen in der Familienpa­use, 50-plusKandid­atInnen, die ihre Eltern oder Enkelkinde­r „caren und sharen“. Menschen, die heutzutage die Mindestsic­herung beziehen, liegen nicht auf der faulen Haut. Sie beaufsicht­igen schulpflic­htige Kinder während der schulfreie­n Tage, Alte und Kranke, versorgen sie rund um die Uhr – und auch an Sonn- und Feiertagen. Sie kümmern sich um die Integratio­n von Flüchtling­en, natürlich ehrenamtli­ch, denn sie sind es gewohnt, mit Notstandsh­ilfe oder Mindestpen­sion und weniger auszukomme­n.

Ein Euro Stundenloh­n wäre für viele von ihnen eine Entlohnung, von der sie nicht zu träumen wagen. Dennoch, das konnten Heerschare­n von Feministin­nen und bewegten Frauen aller politische­n Lager in den letzten hundert Jahren nicht durchsetze­n. Unbezahlte Arbeit wird zum allergrößt­en Teil von Frauen verrichtet.

Da anerkannte Flüchtling­e österreich­ischen Staatsbürg­erInnen rechtlich gleichgest­ellt sind, könnte die Ein-Euro-Job-Diskussion vielleicht auch endlich wieder ein bisschen Schwung in die alte Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“bringen, unter den Vorzeichen einer neuen Debatte darüber, was „Arbeit“denn in unseren Tagen überhaupt bedeutet.

Die meisten wären froh

Ein-Euro-Jobs? Fragen wir doch die Betroffene­n, was sie davon halten. Ich glaube, die meisten von ihnen wären wohl überglückl­ich. Als erstes Gericht weltweit erklärte 2009 das internatio­nale Tribunal für Kriegsverb­rechen in Sierra Leone den Einsatz von

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