Niemand kann Aleppos Kinder mehr schützen
Der Westen hat gegen Assad und Putin keinen Plan B.
Ohnmächtig und fassungslos schaut die Welt auf das Gemetzel von Aleppo. Vor aller Augen werden die 250.000 Bewohner im Osten der Stadt mit Bunkerbrechern und Phosphorgranaten in Grund und Boden bombardiert. Rund um die Uhr graben Helfer Kinder aus den Trümmern. Assad und seine russischen Verbündeten gehen aufs Ganze. Nach ihrem Kalkül wäre eine Rückeroberung von ganz Aleppo die Vorentscheidung des gut fünfjährigen Bürgerkriegs. Im UN-Sicherheitsrat fliegen die Fetzen. Auf westlicher Seite dominieren hilflose Wut und harsche Worte.
Der Genfer Verhandlungstisch ist gescheitert. Denn jede diplomatische Initiative beruhte auf der Voraussetzung, dass alle Seiten akzeptieren, der Krieg ist nach 300.000 Toten militärisch nicht mehr zu gewinnen. Doch in diesem Kernpunkt legte sich Russland nie richtig fest. Und so war Genf rückblickend nur ein Instrument für Russland und das syrische Regime, Zeit zu gewinnen. US-Außenminister John Kerry hatte für diesen Fall stets mit einem Plan B gedroht. Doch es gibt keinen Plan B und keine westliche Strategie, die Zivilisten in Syrien gegen die Waffengewalt von Damaskus zu schützen. Die Weichen dafür wurden vor drei Jahren gestellt, als sich Präsident Obama nach den Giftgasattacken nicht entschließen konnte, Angriffe gegen das Assad-Regime zu fliegen. Wer nicht bereit ist, syrische Kampfjäger vom Himmel zu holen, kann die Zivilbevölkerung nicht gegen einen Luftterror schützen, wie ihn Assad und Wladimir Putin jetzt über dem Osten Aleppos entfesseln.
Obendrein bietet die Bilanz westlicher Interventionen gegen nahöstliche Regime keinerlei Hoffnung, dass es diesmal
Dbesser gelaufen wäre. Sie ist eine einzige Kette katastrophaler Fehlschläge. Ohne den von Washington und London 1953 organisierten Sturz des iranischen Regierungschefs Mossadegh wäre die Islamische Republik des Ajatollah Chomeini nie entstanden. Ohne die Invasion der USA 2003 gegen Saddam Hussein wäre dem Irak und der Welt der „Islamische Staat“erspart geblieben. och der Terror ist nur Symptom einer viel fundamentaleren Krise des Nahen Ostens – der chronischen Unfähigkeit seiner Eliten zu verantwortlicher Regierungspraxis. Ihnen geht es einzig um Macht und Machterhalt, entsprechend skrupellos ist ihr Staatshandeln. Syrien wie der gesamten Region fehlen fundamentale Voraussetzungen für offene und partizipatorische Gesellschaften, ein Defizit, das niemand von außen beseitigen kann und das sich nicht wegbomben lässt. Sie erreichen den Autor unter