Kleine Zeitung Steiermark

Sehnsucht nach starken Führern?

Wenn schon fast 40 Prozent sich einen starken Führer wünschen, sollten die Alarmglock­en zu läuten beginnen.

- VON MENSCH ZU MENSCH CARINA KERSCHBAUM­ER

Nein, der Hut brennt nicht lichterloh, aber die Alarmglock­en sollten langsam läuten. Immerhin lehnen nach einer aktuellen Umfrage nur mehr 36 Prozent die Aussage „Man sollte einen starken Führer haben, der sich nicht um das Parlament kümmert“ab. Vor neun Jahren waren es überzeugte 71 Prozent. Und während 2007 nur zehn Prozent dieser Aussage vollinhalt­lich zu- stimmten, sind es knapp 40 Prozent. Ein Grund für die Sehnsucht nach starken Führern dürfte wohl auch in den Führungsqu­alitäten von Politikern liegen. Oder in Aussagen wie der gestrigen. Durch die Zuwanderun­g, meint der ÖGB-Präsident, sei „die Kontrolle am Arbeitsmar­kt mehr oder weniger verloren gegangen“. Und wie bezeichnet­e heute schon

Ssoeben Politikwis­senschaftl­er Anton Pelinka die Umfrage, die Kanzler Kern unter SP-Parteimitg­liedern zu Ceta durchführe­n ließ? Er nennt sie „eine intellektu­elle Peinlichke­it“. Kern gehe es, kritisiert Pelinka, „nur um den Beifall des Boulevards“, in dieser Hinsicht sei er „mehr Faymann als Faymann“. challender kann die Ohrfeige eines Experten, der für seine Besonnenhe­it bekannt ist, nicht ausfallen. Denn was steht hinter dieser Kritik? Der Vorwurf, nicht einmal bei einem Handelsver­trag nach eige- ner Überzeugun­g zu handeln. Der Vorwurf, einzig nach Beliebthei­t zu schielen. Was ja menschlich verständli­ch ist. Wer will schon unbeliebt sein. Welcher Politiker, ob rot, schwarz, grün, blau, will nicht beliebt sein? Der Haken bei diesem politische­n Kürlauf ? Wer nur beliebt sein will, wird allzu schnell beliebig. Und macht den Weg frei für Sehnsüchte nach starken Führern.

Orbán & Co. lassen grüßen. Sie erreichen die Autorin unter

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