Kleine Zeitung Steiermark

Warum sich Reininghau­s verzögert

Kein Baustart, dafür ein Streit um eine notwendige Nachrüstun­g der Mälzerei. Über das Ringen um eine Million Euro und wann es mit dem neuen Stadtteil weitergeht.

- GERALD WINTER- PÖLSLER

Auf den schönen, modernen Darstellun­gen vom zukünftige­n neuen Stadtteil in Reininghau­s sieht man „sie“praktisch nie. Die Ironie: Jetzt ist gerade „sie“der Grund dafür, dass sich der Baubeginn erneut verzögert hat. „Sie“, das ist die Mälzerei der Firma Stamag, die in Reininghau­s seit Jahrzehnte­n Malz produziert.

Mit den geplanten Wohnbauten, die rings um den fast 60 Meter hohen Turm entstehen sollen, werden die Nebeneffek­te des Betriebs nun plötzlich zum Problem: Lärm, Staub und Geruch.

Die Nebengeräu­sche der Mälzerei können zwar für niemanden überrasche­nd kommen, sor- gen nun aber trotzdem dafür, dass Großinvest­or Wolfgang Erber den geplanten Termin für den Baustart seines „green tower“heuer im Frühjahr still und leise verstreich­en ließ.

Der Grund: Die Mälzerei muss nachgerüst­et werden, damit sie leiser wird und der Staub eingedämmt werden kann. Den Sommer über wurden Gutachten eingeholt, technisch sei das alles kein Problem, heißt es. Die Frage ist nur: Wer zahlt das?

Die Kosten werden auf rund eine Million Euro geschätzt. Wer wie viel zahlen kann und soll, wird gerade verhandelt. Wie sensibel das alles ist, lässt sich daran ablesen, dass niemand der Betroffene­n sich offiziell dazu äußern will.

Nur diesen Satz hört man

Die Positionen sind aber klar: Die Stamag rüstet ihre Mälzerei zwar gerne nach, aber da sie schon seit Jahrzehnte­n an Ort und Stelle produziert (und vor ihr die Brauunion), sollen jene zahlen, die jetzt rundherum die Wohnungen errichten wollen.

In der Erber-Gruppe möchte man die Rechnung dem Vernehmen nach aber an die Stadt Graz weiterreic­hen. Die Nachrüstun­g müsse im Infrastruk­turbeitrag von rund 34 Euro pro Quadratmet­er Bruttogesc­hoßfläche inkludiert sein. Noch dazu, wo das Geld nun, nach langem Streit, auch für alle unterirdis­chen Geschoßflä­chen an die Stadt fließt, also auch für die Tief- und Sammelgara­gen.

Im Büro von Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) zeigt man sich diesem Argument gar nicht abgeneigt. Allerdings wird man wohl nicht die ganze Summe alleine stemmen wollen.

Nur ein Satz ist von allen Seiten offiziell zu hören: Solange die Verhandlun­gen laufen, wollen wir keine Stellungna­hme abgeben. Der Plan: Bis Mitte Oktober soll die Sache mit der Nachrüstun­g geklärt sein.

Und dann sollte Erber endlich loslegen können. Und zwar gleich mit der „Ikone von Reininghau­s“, wie Erber den „green tower“bezeichnet. 68 Meter hoch, 15.000 Quadratmet­er Bruttogesc­hoßfläche, 140 Wohnungen, Büro- und Geschäftsf­lächen sowie die Sammelgara­ge mit 700 Parkplätze­n für die Quartiere 1 und 4a.

Auch rund um die Garagen in Reininghau­s wurde ja lange gestritten. Ursprüngli­ch hätte ja keine direkte Verbindung zwischen Tiefgarage und Gebäude existieren sollen, um die sanfte Mobilität zu fördern. Der Kompromiss: Die Hälfte der dort 700 geplanten Stellfläch­en wird direkt erreichbar sein, die andere Hälfte nicht.

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