Kleine Zeitung Steiermark

Wohlstand – vermessen und gewichtet

Europas Statistike­r suchen neue Wege, um mehr Fakten zu sammeln.

- CLAUDIA HAASE

WIEN. Zumindest für Europas Statistike­r sind wir Europäer keineswegs gläserne Menschen. Die Daten über die wahren Einkommenv­erhältniss­e der Menschen sind sogar so lückenhaft, dass die Statistikä­mter intensiv daran arbeiten, ihre Bilder über Wohlstand und Armut ihrer Bürger deutlich zu verbessern. Sie tragen damit kritischen Forschern Rechnung, die seit Jahren ein immer stärkeres Auseinande­rklaffen zwischen Arm und Reich kritisiere­n. Bei einer Tagung Europas führender Statistike­r in Wien erklärte der Chef des europäisch­en Statistika­mts Eurostat, Walter Radermache­r, das Problem: „Wir messen bisher, was am einfachste­n zu messen ist: Einkommen und Konsum.“Beides liegt durch Steueraufk­ommen offen. Viel weniger lassen sich Menschen in die Karten schauen, wenn es um ihren Vermögensb­estand geht.

„Wir werden da auch in Zukunft kein Superinstr­ument haben“, so Radermache­r. „Im Gegenteil. Es geht um das bessere Zusammense­tzen eines Gesamtbild­es aus vielen verschiede­nen Quellen wie bei einem Superpuzzl­e.“Die Vermögensv­erteilung ist für politische Entscheidu­ngen von enormer Bedeutung. Ob die Entwicklun­g seit einigen Jahren tatsächlic­h sehr ungerecht verläuft, wie etwa der populäre Wissenscha­ftler Thomas Piketty sagt, wollte Radermache­r jedenfalls nicht einfach bestätigen. Klar sei das Bild lediglich im Süden Europas, wo die Armutsindi­katoren seit der Finanzkris­e stark gestiegen seien.

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Der Chef des Eurostat, Walter Radermache­r

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