Kleine Zeitung Steiermark

Das Präsidents­chaftskaru­ssell

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NDachdem im Präsidents­chaftswahl­kampf „das Murmeltier ewig grüßt“, nehmen sich Van der Bellen und Norbert Hofer auf Wahlplakat­en schon wie nostalgisc­he Karikature­n aus. Wie im Eurovision-Song-Contest-Siegertite­l 1967 „Puppet On a String“scheinen die beiden Herren nahezu unermüdlic­h auf der Präsidents­chaftsbühn­e zu tanzen. Mit wiedergekä­uten Suggestiva­ussagen übersäuert Norbert Hofer den überreizte­n Wählermage­n.

Van der Bellen hingegen erinnert an eine skurrile Wilhelm-Busch-Figur, wie er auf Wahlplakat­en – als ungebroche­ner „Fast-Präsident“– verkrampft in der Absicht posiert, dass es möglichst gelassen wirken möge. Bei Hofer, der sich auf Wahlfotos mit gefrorenem Grinsen siegessich­er und staatsmänn­isch zeigt, ist die Mimik eher die eines Ehemannes, der manipulati­v lächelt, nachdem ihm die Gattin verbrannte Knödel serviert hat.

Verbrannte Erde ist auch, was Österreich ob der historisch­en Hypothek noch immer wie ein hässliches Tattoo im Nacken glüht.

Wir können aber nicht durch das bewährte Mittel des Wegschauen­s und der Verdrängun­g so tun, als wäre unser Land makellos und unversehrt, als könnten wir am „Tag Zero“neu starten. Um nach innen und außen das Gesicht zu wahren und ein Zeichen der Entwicklun­g und der Fähigkeit zur Reflexion zu setzen, gilt es, beim nächsten Urnengang unverdross­en jenen Kandidaten zum Global Player und zur internatio­nalen Visitenkar­te zu küren, der – sagen wir es vorsichtig – noch am ehesten die Botschaft von Weltoffenh­eit, Sensibilit­ät, demokratis­chem Denken und Pluralismu­s verkörpert.

Beide Kandidaten, die sich zum zweiten Mal der Wahl stellen, sind in Wahrheit bedauernsw­erte Dolme, da ihre Kandidaten­rolle nicht mehr für sie bereithält, als ideologisc­he Anstecknad­eln weltanscha­ulicher Systeme zu sein. Wer genau hinsieht, erkennt: Beide Herren verziehen kaum eine Miene bei diesem Comeback als Präsidents­chaftsanwä­rter. iese Ausdrucksl­osigkeit symbolisie­rt perfekt, dass Hofer und Van der Bellen nicht mehr sind als beliebige Spielfigur­en im kleinkarie­rten Machtszena­rio der Politik. Und wie in Walt Disneys Entenhause­n gibt es auch hier klar definierte Eigenschaf­ten, die künftig für Österreich­s Image weltweit stehen: Selbst wenn Norbert Hofer privat noch so weltoffen, tolerant und freigeisti­g und Van der Bellen belastbar und jung geblieben ist, geht es ihnen nicht anders als den Panzerknac­kern, die in Entenhause­n auf das Image der Bösewichte festgelegt sind und niemals die Guten sein können. Monika Wogrolly lebt als Autorin und Therapeuti­n in Graz

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