Finster geht die Welt zugrunde
Cordula Simon liest heute aus ihrem neuen Roman.
GRAZ. Sie ist eine Meisterin für absurde bildstarke Untergangsszenarien: Autorin Cordula Simon. Nach zelebrierten Apokalypsen in „Der potemkinsche Hund“und „Ostrov Mogila“hat die gebürtige Grazerin nun mit „Wie man schlafen soll“(Residenz-Verlag) ihren dritten Roman vorgelegt. Der Tod, er kriecht bei Simon aus allen Ritzen wie die Kakerlaken.
„Nacht: der Zeitraum zwischen jenen Zeitpunkten, in denen sich die Mitte der Sonnenscheibe am Abend und am Morgen sechs Grad unter dem Horizont befindet.“Dieses Zitat aus einer Verordnung des Verkehrsministeriums ist dem Buch vorangestellt. Der Roman ist nicht nur böses Zukunftsszenario, sondern finstere Gegenwartsbeschreibung. Erzählt wird von drei konträren Typen, die in der Raffinerie-Stadt Lightraff das Glück suchen und sich derweil, im Schichtbetrieb, ein Bett teilen. Als die Ölquellen versiegen, treffen sie erstmals aufeinander: in der Küche.
Mit ihren verkümmerten Figuren hält die 30-jährige Autorin dem von Kapitalismus angetriebenen System und seinen Erhaltern den Spiegel vor. Das schmerzt, liest sich aber wahnwitzig komisch. Lesung heute, 19 Uhr, Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30. In der Reihe „Premiere“stellt zudem der Grazer Gerald Lind seinen Abenteuerroman „Lumbers Reise“(Neofelis) vor. Karten: Tel. 0676 67 10 166. literaturhaus-graz.at