Kleine Zeitung Steiermark

„Israels letzte große Symbolgest­alt“

- I NTERVIEW: STEFAN WINKLER

Herr Rath, was bedeutet der Tod von Schimon Peres für Israel? ARI RATH: Mit Schimon Peres ist die letzte große Symbolgest­alt des jungen Staates Israel von uns gegangen. Peres hat enorm viel für Israel geleistet. Ihm verdankt das Land, dass es Atommacht ist, ihm verdanken wir das leider unvollende­te OsloAbkomm­en mit den Palästinen­sern, für das Jassir Arafat und er den Nobelpreis erhielten.

Was bedeutet sein Tod denn für Sie persönlich? RATH: Schimon und ich, wir kannten uns 75 Jahre. Er war als Bub mit den Eltern aus Polen nach Palästina ausgewande­rt, ich vor den Nazis aus Wien geflohen. Beide engagierte­n wir uns in den 1940er-Jahren in Kibbuzsied­lungen. Beide waren wir in sozialisti­schen Jugendbewe­gungen tätig. Es tut mir leid, dass ich nicht bei seinem Begräbnis dabei sein kann. Aber in Gedanken bin ich ganz bei ihm.

Was hat Sie an Peres besonders beeindruck­t? RATH: Sein starker Wille, das durchzuset­zen, was er wollte. Das geschah nicht immer auf versöhnlic­hem Weg. Wohl deshalb gab es Zeiten, da er in Israel nicht sehr beliebt war. Die Anerkennun­g, die ihm im Tode zuteilwird, ist für mich daher ein großes Paradoxon. Sie müssen wissen: Peres hat darunter gelitten, dass viele ihn nicht mochten. Nun geschieht, was er sich zu Lebzeiten nie erträumt hätte: Die Welt verneigt sich in Ehrfurcht vor ihm. Es ist, wie USPräsiden­t Obama es sagte: Mit dem Tod von Schimon Peres ist ein Licht ausgegange­n. Aber die Hoffnung, die er uns gegeben hat, wird für immer leuchten.

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Ari Rath war viel Jahre lang Chefredakt­eur der „Jerusalem Post“

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