„Israels letzte große Symbolgestalt“
Herr Rath, was bedeutet der Tod von Schimon Peres für Israel? ARI RATH: Mit Schimon Peres ist die letzte große Symbolgestalt des jungen Staates Israel von uns gegangen. Peres hat enorm viel für Israel geleistet. Ihm verdankt das Land, dass es Atommacht ist, ihm verdanken wir das leider unvollendete OsloAbkommen mit den Palästinensern, für das Jassir Arafat und er den Nobelpreis erhielten.
Was bedeutet sein Tod denn für Sie persönlich? RATH: Schimon und ich, wir kannten uns 75 Jahre. Er war als Bub mit den Eltern aus Polen nach Palästina ausgewandert, ich vor den Nazis aus Wien geflohen. Beide engagierten wir uns in den 1940er-Jahren in Kibbuzsiedlungen. Beide waren wir in sozialistischen Jugendbewegungen tätig. Es tut mir leid, dass ich nicht bei seinem Begräbnis dabei sein kann. Aber in Gedanken bin ich ganz bei ihm.
Was hat Sie an Peres besonders beeindruckt? RATH: Sein starker Wille, das durchzusetzen, was er wollte. Das geschah nicht immer auf versöhnlichem Weg. Wohl deshalb gab es Zeiten, da er in Israel nicht sehr beliebt war. Die Anerkennung, die ihm im Tode zuteilwird, ist für mich daher ein großes Paradoxon. Sie müssen wissen: Peres hat darunter gelitten, dass viele ihn nicht mochten. Nun geschieht, was er sich zu Lebzeiten nie erträumt hätte: Die Welt verneigt sich in Ehrfurcht vor ihm. Es ist, wie USPräsident Obama es sagte: Mit dem Tod von Schimon Peres ist ein Licht ausgegangen. Aber die Hoffnung, die er uns gegeben hat, wird für immer leuchten.