Kleine Zeitung Steiermark

DAS SI CHERHEITSP­AKET

- I NTERVIEW: THOMAS GÖTZ

Das Sicherheit­skabinett besteht aus Bundeskanz­ler, Vizekanzle­r, Außenminis­ter, Innenminis­ter, Verteidigu­ngsministe­r und Finanzmini­ster, kann aber auch durch Ressorts erweitert werden, die von der Krise betroffen sind. Es wird im Krisenfall einberufen und trifft seine Entscheidu­ngen einstimmig. Regierung sei das, Grüne Peter Pilz. DOSKOZIL: Aus meiner Sicht ändert sich Wesentlich­es. Die Gremien auf Beamtenebe­ne, die sogenannte Fünfer- und Siebenerla­ge, haben im Vorjahr moderiert. Man war darauf angewiesen, dass die jeweiligen Einheiten das machen, was man ihnen empfohlen hat, aber es gab keine Linie, niemanden, der Entscheidu­ngen vorgibt. Jetzt wird eine strategisc­h-politische Ebene eingezogen, die die für alle bindenden Grundsatze­ntscheidun­gen trifft.

Die politische Uneinigkei­t damit aber nicht ausgeräumt. DOSKOZIL: In einer Krisensitu­ation ist kein Platz für Parteipoli­tik, da ist man gut beraten, sachlich und fachlich zu entscheide­n. Es muss auch gewährleis­tet sein, dass das Sicherheit­skabinett handlungsu­nd entscheidu­ngsfähig ist.

Das geht auch ohne Durchgriff­srecht des Kanzlers? DOSKOZIL: Da wird man eine Lösung finden, aber das ist aus meiner Sicht unbedingt Voraussetz­ung.

Wieso hat die Task-Force, die Bundeskanz­ler Faymann gegründet hatte, nicht gewirkt? höhnte der ist Neue Aufgabenve­rteilung zwischen Verteidigu­ngsund Innenminis­terium: Die Bewachung der sogenannte­n „kritischen Infrastruk­tur“, also lebenswich­tiger Objekte, und einige andere Aufgaben kann das Verteidigu­ngsministe­rium künftig auch ohne Assistenze­insatz für das Innenminis­terium durchführe­n. DOSKOZIL: Die war nur informell und diente der intensiver­en Informatio­nsgewinnun­g. Sie war kein Entscheidu­ngsgremium. Das Sicherheit­skabinett ist ein Entscheidu­ngsgremium.

Was war so ein negatives Schlüssele­rlebnis im Vorjahr? DOSKOZIL: Wenn man keine Antworten auf dringende Fragen bekommt und dann selbst entscheide­n muss, dann ist das manchmal schwierig. Es ist alles gut gegangen, aber in einer Situation wie dieser kann das natürlich schon für den Ablauf des Einsatzes hinderlich sein.

Sie haben oft allein entschiede­n? DOSKOZIL: Ich habe sehr oft allein entschiede­n, ja.

Haben Sie aus der Steiermark ein Hilfsersuc­hen bekommen, als die Flüchtling­szüge sich nach Spielfeld verlagerte­n? DOSKOZIL: Ich bin nicht worden.

Warum? DOSKOZIL: Das sind vermutlich die Mühlen der Zuständigk­eiten, weiter will ich das gar nicht kommentier­en.

Gab es Widerständ­e in Ihrer Partei gegen die Ausweitung der Kompetenze­n des Heeres im In- gefragt land? Der Militärein­satz 1934 ist noch in traumatisc­her Erinnerung. DOSKOZIL: Im Klub ist das fair diskutiert worden. Die kritische Infrastruk­tur wird fast ausschließ­lich von der Miliz geschützt, das sind Bürger in Uniform, tief verankert in unserer Gesellscha­ft. Außerdem hatten wir 21 Jahre lang einen Assistenze­insatz mit 2000 Soldaten an der burgenländ­ischen Grenze – unter Befehl des Innenminis­teriums. Die SPÖ ist auch dagegen, dass wir so lange so viele Kräfte aus zwei Ressorts unter einer Ministerve­rantwortun­g bündeln.

Gab es emotionale Reaktionen? DOSKOZIL: Wenn man es sachlich erklärt, ist das kein Problem. Wir haben die Inlandsein­sätze auch nur auf zwei Aufgabenfe­lder beschränkt und inhaltlich abgesteckt durch die sicherheit­sbehördlic­hen Vorgaben.

Hat die Miliz die nötige Kompetenz für solche Einsätze? DOSKOZIL: Ein Milizsolda­t ist durch regelmäßig­e Übungen eigens geschult für diese Aufgaben. Daher ist es mir auch ein Anliegen, dass die geplanten Investitio­nen auch der Miliz zukommen.

Am Dienstag sah man ein seltenes Bild der Einigkeit, man hat den Eindruck, Sie mögen Innenminis­ter Sobotka und umgekehrt. DOSKOZIL: Das stimmt hundertpro­zentig. Ich habe mit dem Innenminis­ter auf der persönlich­en Ebene ein ausgezeich­netes Verhältnis. Das schätze ich sehr und ich glaube, es geht ihm auch so. Das ist auch wichtig, wenn man in diesem sensiblen Bereich zusammenar­beiten muss.

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