Gottesmann, der durchs Feuer ging
Christoph Schönborn wurde vor 25 Jahren zum Bischof geweiht.
Die österreichische Kirche war in Aufruhr: Immer mehr ehemalige Zöglinge berichteten vom sexuellen Missbrauch durch Hans Hermann Groër, ihren ehemaligen Lehrer und nunmehrigen Erzbischof von Wien. Groër – er wurde dem konservativen Flügel der Kirche zugerechnet – war dem beliebten und weltoffenen Kardinal Franz König 1986 nachgefolgt.
Groërs Ende bedeutete schließlich den Aufstieg jenes Mannes, der seit 29. September 1991 als Weihbischof in der zweiten Reihe gestanden war: Christoph Schönborn. Zuerst als Koadjutor Groër zur Seite gestellt, folgte er ihm am 14. September 1995 als Wiener Erzbischof nach. Nachdem seine Familie – sie gehörte dem altösterreichischen Adel an – aus Böhmen geflohen war, wuchs Schönborn in Vorarlberg auf und trat 1963 in den Dominikanerorden ein. 1970 wurde mut Schüller die Kündigung einfach unter der Tür durchgeschoben. Doch auch das sollte sich ändern: Dieses Jahr etwa wies er den Salzburger Erzbischof Andreas Laun zurecht, als jener eine Empfehlung für die Bundespräsidentenwahl abgegeben hatte.
Doch auch in Rom ist Schönborn kein Unbekannter: Wurde er doch 2005 und 2013 als „papabile“gehandelt, als Anwärter für das Papstamt. Schon zuvor hatte der kurzzeitige Schüler Joseph Ratzingers (des späteren Papstes Benedikt XVI.) am Weltkatechismus mitgearbeitet, dem „Lehrbuch“der katholischen Kirche. Und im Frühjahr dieses Jahres war es Schönborn, der der Weltöffentlichkeit das päpstliche Schreiben zur Familiensynode, Amoris laetitia, präsentierte. Nun bekam er selbst Post von Franziskus: ein Glückwunschschreiben zum silbernen Bischofsjubiläum.