Geschworene verwerfen die Gutachten
Einstimmig sprechen die Geschworenen Alen Rizvanovic´ schuldig. Und sie erklären ihn für zurechnungsfähig. Er kommt lebenslang in Haft und wird zusätzlich eingewiesen.
Das gewichtigste Wort in diesem Verfahren gegen den Grazer Amokfahrer Alen Rizvanovic´ hatten gestern die Geschworenen zu sprechen. Der achte Verhandlungstag begann aber mit einem weiteren, dem letzten Gutachten. Psychologin Anita Raiger hatte vor allem die Frage der Gefährlichkeit zu prüfen. Und ihr Befund unterschied sich in diesem Punkt nicht von den anderen: „Er ist eine hoch gefährliche Persönlichkeit mit einem hohen Rückfallsrisiko.“
Sie hat aber auch die Persönlichkeit des „Betroffenen“getestet: Alen Rizvanovic´ sei ein Psychopath, der nur zu Gefüh- len fähig sei, wenn es um ihn selbst geht. Er lüge, er sei hoch manipulativ. Sie zeichnet das Bild eines „typischen Amokfahrers“, der in seiner gekränkten Männlichkeit Rache an der Gesellschaft nimmt und wie in einem Videospiel Menschen mit dem Auto „abschießt“.
Auch dieses – vernichtende – Gutachten versuchte die Verteidigerin vor allem damit zu bekämpfen, dass sie die Kompetenz der Gutachterin angriff. Erfolglos, aber so beharrlich, dass sie sich wie schon am Vortag einen Rüffel vom Vorsitzenden Andreas Rom einfing.
Der, von einem Infekt gezeichnet, las fast zwei Stunden lang die Haupt-, Neben- und Eventualfragen vor, die den Ge- schworenen vorgelegt wurden. Es ging im Wesentlichen um den Vorwurf des Mordes und des Mordversuchs und die entscheidende Frage: „War Alen Rizvanovic´ zurechnungsunfähig?“Die anderen Fragen beziehen sich auf die ohnehin unwahrscheinliche Variante der fahrlässigen Gefährdung und Körperverletzung – und sollten letztlich ohnehin entfallen.
Es war an Staatsanwalt Rudolf Fauler, noch einmal das Grauen dieser Tat aufzuzählen: die drei Toten, die 43 Verletzten, „die vielen Tränen“. Sein Kollege Hansjörg Bacher rief den Geschworenen danach in Erinnerung, dass es nicht darauf ankomme, was die Staatsanwaltschaft denkt, die ja keine Ankla-