Wunden einer
Das Kapitel Alen Rizvanovic´ ist formell beendet. Die Opfer des Amokfahrers aber müssen mit ihrem Schicksal weiterleben. Die körperlichen Leiden schwinden, seelische bleiben.
Satte 115 Minuten dauerte am gestrigen Nachmittag die Verlesung der Fragen vor den Geschworenen. Bis ins letzte Detail musste dabei von Richter Andreas Rom und Beisitzern Eva Cesnik nochmals aufgezählt werden, welche Opfer an welchen Ecken der Innenstadt zu beklagen waren. Welche Verletzungen sie erlitten, mit welchen Traumata sie noch kämpfen und weiter kämpfen müssen.
Vielen Zuhörern lief während dieses eindringlichen 115-Minuten-Verlesungsmarathons die Amokfahrt wohl vor dem geistigen Auge ab. Die Dimension der Tat, nach wie vor unbegreiflich, wurde plötzlich greifbar. Da tauchten sie wieder auf, die verschiedenen Schicksale. Jene Opfer, die während der letzten Prozesstage plötzlich ein Gesicht bekamen. Wie etwa jener Grazer, der nach der Amokfahrt fünf Monate durchgehend in Behandlung war. Er hat noch immer an den Spätfolgen zu leiden, ist in Physio- therapie. Für den beruflich Selbstständigen war die Amokfahrt existenzbedrohend, wie er im Zeugenstand formulierte: „Ich bin Unternehmensberater, war gut im Geschäft. Jetzt habe ich eine Rente von 234 Euro, die mir zuerkannt wurde.“Für Alen Rizvanovic´ hatte er eine Botschaft parat. Worte, die wohl vielen in Erinnerung bleiben werden: „Für die Opfer sind Sie schuldig. Und diese Schuld wird Sie begleiten. Die ganzen Ängste und die Verzweiflungen und die Hoffnungslosigkeit der Opfer – das wird Sie jede