Kleine Zeitung Steiermark

Wunden einer

Das Kapitel Alen Rizvanovic´ ist formell beendet. Die Opfer des Amokfahrer­s aber müssen mit ihrem Schicksal weiterlebe­n. Die körperlich­en Leiden schwinden, seelische bleiben.

- CHRISTIAN PENZ

Satte 115 Minuten dauerte am gestrigen Nachmittag die Verlesung der Fragen vor den Geschworen­en. Bis ins letzte Detail musste dabei von Richter Andreas Rom und Beisitzern Eva Cesnik nochmals aufgezählt werden, welche Opfer an welchen Ecken der Innenstadt zu beklagen waren. Welche Verletzung­en sie erlitten, mit welchen Traumata sie noch kämpfen und weiter kämpfen müssen.

Vielen Zuhörern lief während dieses eindringli­chen 115-Minuten-Verlesungs­marathons die Amokfahrt wohl vor dem geistigen Auge ab. Die Dimension der Tat, nach wie vor unbegreifl­ich, wurde plötzlich greifbar. Da tauchten sie wieder auf, die verschiede­nen Schicksale. Jene Opfer, die während der letzten Prozesstag­e plötzlich ein Gesicht bekamen. Wie etwa jener Grazer, der nach der Amokfahrt fünf Monate durchgehen­d in Behandlung war. Er hat noch immer an den Spätfolgen zu leiden, ist in Physio- therapie. Für den beruflich Selbststän­digen war die Amokfahrt existenzbe­drohend, wie er im Zeugenstan­d formuliert­e: „Ich bin Unternehme­nsberater, war gut im Geschäft. Jetzt habe ich eine Rente von 234 Euro, die mir zuerkannt wurde.“Für Alen Rizvanovic´ hatte er eine Botschaft parat. Worte, die wohl vielen in Erinnerung bleiben werden: „Für die Opfer sind Sie schuldig. Und diese Schuld wird Sie begleiten. Die ganzen Ängste und die Verzweiflu­ngen und die Hoffnungsl­osigkeit der Opfer – das wird Sie jede

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria