Dieser Cowboy soll den Winter retten
Travis Rice gelingt mit Red Bull der bisher aufwendigste Snowboardfilm.
Der Siegreichste? Mitnichten. Der Beste? Nicht allein. Der Wichtigste? Bestimmt, in Travis Rice vereinen sich heuer die Hoffnungen der Snowboard-Industrie und -Gemeinschaft. Dem 33-jährigen USAmerikaner ist der aufwendigste Film in der Geschichte dieses Sports zu verdanken – und Geldern aus Dietrich Mateschitz’ Konzern. So wird Red Bull am 2. Oktober (21 Uhr) „The Fourth Phase“online ausstrahlen, dann erst kommt er in die Kinos.
Haben andere Premieren die Dimension eines Skikurs-Abendprogramms, feierte Rice seine Weltpremiere im Oscar- und Emmy-erprobten „Shrine Auditorium“in Los Angeles mit 5000 Gästen. Für den Profi aus den Rocky Mountains gelten andere Maßstäbe: In einer Phase, in der Boardhersteller mit vollen Lagern, sinkenden Erlösen und kargen Wintern kämpfen, kann der Querkopf vier Jahre für sein Monsterprojekt strapazieren.
Das Ergebnis soll dem Sport und dem Lifestyle zu neuer Strahlkraft verhelfen: Alle Ausstatter und Hersteller, bis ins kärntnerische Feistritz an der Gail, wo die modernste Snowboardfabrik der Welt steht, können davon profitieren. Ebenso der ActionkameraHersteller GoPro, dessen Prototypen sich beim Marathondreh zu bewähren hatten.
Der Sohn eines Bergretters und Touristenführers aus Wyoming stapelt unterdessen tief: „The Fourth Phase“– so bezeichnet Forscher Gerald Pollack eine vierte Aggregatform von Wasser – sei nur der Versuch, die „Liebe zum Ozean und den Bergen zu verbinden“. Dabei folgen Rice und eine erlesene Truppe von Profiboardern dem Nordpazifikwirbel: zu Wasser und zu Fuß, mit Schlitten, Booten und Helis, von Wyoming, Japan, Russland bis Alaska.
Der Reiz dabei? „Die Freiheit und die Verantwortung“, sagte Rice einmal. Ihm, den sie wechselweise „König“und „Wahnsinnigen“rufen, scheint kein Druck zu groß. Selbst in Momenten, in denen treue Weggefährten daran zerbrechen. „Er bestaunt die Welt mit Augen eines Kindes und Künstlers“, skizziert Evan Mack ihren Lebensgefährten. Der kann sich gleichermaßen über Schnee und Wind freuen wie über politische Karikaturen für seine Galerie „Asymbol“.