Abschied am Kometen
Der Weststeirer Harald Jeszenszky wird heute erleben, wie ein Instrument, das er seit 17 Jahren betreut, am Kometen Chury zerschellt.
Ja, es wird ihn mit Wehmut erfüllen. Und es wird ihn an den Beginn seines Berufslebens zurückführen: Wenn heute etwa gegen 13 Uhr Ortszeit die europäische Weltraum-Sonde Rosetta am Kometen Chury zerschellt, geht für Harald Jeszenszky ein langer Abschnitt zu Ende: Seit 17 Jahren, seit 1999, ist er für die Software des Rasterkraftmikroskops zuständig, das an Bord von Rosetta arbeitet.
„Ich habe die Flugsoftware geschrieben und musste sie dann mehrmals während des Fluges aktualisieren“, erzählt der 1967 gebürtige Weststeirer, der in Krottendorf/Gaisfeld aufgewachsen ist. Nach dem Telematik-Studium hörte er eher zufällig von einem Job am Weltrauminsti- tut der Akademie der Wissenschaften in Graz. Dessen Leiter, Willibald Riedler, hatte sich die Teilnahme an dem ehrgeizigen ESA-Projekt „Rosetta“gesichert.
2004 startete die Sonde und benötigte zehn Jahre, bis sie dem Kometen Chury erreichte. Jeszenszky sorgte für die korrekte Datengewinnung und -übertragung. Das Instrument fing winzige Staubkörner auf und untersuchte sie auf atomarer Ebene. „Das Mikroskop musste dabei zum Teil autonom arbeiten“, erzählt der Telematiker. Den größten Stress gab es übrigens unmittelbar vor dem Start in Kourou (Französisch-Guayana): „Die klebrige Schicht des Probenrades, mit dem die Proben eingefangen wurden, war defekt. Wir mussten das Rad unmittelbar auf der Startrampe austauschen.“
Mit Wehmut nimmt er Abschied, wenn Rosetta heute gezielt auf den Kometen Chury gelenkt wird und dort zerschellen wird; die Energie reicht für einen sinnvollen Weiterflug nicht aus. „Das Instrument hat sehr gute Arbeit geleistet, wir haben in den zwölf Jahren 863 wissenschaftliche Scans und 184 Kalibrierungsscans gemacht“, erzählt der Weststeirer. Sie veränderten die Vorstellungen darüber, wie Kometenstaub aussieht.
Der zweifache Vater und begeisterte Wanderer, Skifahrer und Segler, der in Söding lebt, hat schon neue, faszinierende Arbeiten vor sich: Er betreut den Nasa-Erdsatelliten MMS und freut sich jetzt schon auf die ehrgeizige europäisch-japanische Merkur-Sonde BepiColombo, die Anfang 2017 starten soll.