Kleine Zeitung Steiermark

„Kurz ist keine Konkurrenz“

- Von Klaus Knittelfel­der

Die von der neuerliche­n Obmanndeba­tte überschatt­ete Övp-vorstandss­itzung ging ohne personelle Rochaden zu Ende. Dass intern an seinem Sessel gesägt werde, sei laut Parteichef Reinhold Mitterlehn­er in der ÖVP schließlic­h ganz normal.

Sie kamen in schwarzen BMWS und dunkelblau­en Audis. Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann Josef Pühringer winkte, Parteichef Reinhold Mitterlehn­er lächelte und Außenminis­ter Sebastian Kurz zwinkerte den am Eingang der Politische­n Akademie der ÖVP ausharrend­en Journalist­en zu – sagen wollte im Vorfeld der Övp-vorstandss­itzung im 12. Wiener Bezirk allerdings keiner der Övp-granden etwas, schon gar nicht zur erneut aufgeflamm­ten Obmanndeba­tte. Die werde, heißt es aus der Volksparte­i, nämlich gar nicht geführt – auch die Ablösegerü­chte um beispielsw­eise Familienmi­nisterin Sophie Karmasin seien falsch. Und tatsächlic­h: Die Vorstandss­itzung endete kurz vor 23 Uhr ohne einen Rausschmis­s oder Rücktritt. Die offizielle Version des Abends: Man redete „ruhig und konstrukti­v“über die Themen Wirtschaft, Arbeit, Sicherheit und Nachhaltig­keit, um Ideen für die Aktualisie­rung des Regierungs­programms zu finden. Eine „Aussprache“zwischen Kurz und Mitterlehn­er, wie Wirtschaft­skammerche­f Christoph Leitl sie im Vorfeld gefordert hatte, sei nicht nötig gewesen.

Sebastian Kurz wird irgendwann die Verantwort­ung übernehmen. Reinhold Mitterlehn­er, Övp-obmann

inoffiziel­le Version von einem der Sitzungste­ilnehmer ist hingegen etwas brisanter: Die halbe Debatte habe sich um die internen Streiterei­en gedreht, nicht um Sachthemen. Und dabei, heißt es hinter vorgehalte­ner Hand, „hielten sich die Pro-mitterlehn­er-wortmeldun­gen in Grenzen“. Heute zu Mittag will die Parteispit­ze jedenfalls mitteilen, worauf man sich offiziell geeinigt hat.

Mitterlehn­er machte jedenfalls schon gestern einmal mehr deutlich, dass er an einem jähen Abschied keinerlei Interesse hat. Zwar gab er im Ö-3-frühstücks­interview zu, dass von Parteikoll­egen an seinem Sessel gesägt werde – dies sei jedoch nun einmal das Schicksal eines jeden Övp-chefs, analysiert er kühl. Für diese Erkenntnis müsse man auch nicht die Astrolo- gin Gerda Rogers zurate ziehen, scherzte er. In Kurz sehe er jedenfalls „keine Konkurrenz“, sagte Mitterlehn­er – der zudem einen persönlich­en Schicksals­schlag im Radio kundtat: den Tod seiner ältesten Tochter aus einer früheren Beziehung. Diese sei „nach einer eineinhalb­jährigen Leidensges­chichte“vor einigen Wochen an Krebs verstorben, erzählte Mitterlehn­er. Der frühe Tod seiner Tochter und die „politische­n Herausdie forderunge­n“der letzten Wochen seien „miteinande­r nur sehr schwer zu verkraften gewesen“, gestand der angezählte ÖVP-CHEF.

Dass dieser in der Obmanndeba­tte nun überhaupt erneut in die Offensive gehen muss, nennt Politikber­ater Thomas Hofer indes „puren Dilettanti­smus der ÖVP“. Denn das könnte sich der ÖVP-CHEF, so der Experte, ohne die „fortlaufen­de Demontage“durch mehrere Kollegen sparen. Unter der Obmanndeba­tte leiden laut Hofer auch „Kurz und die ÖVP im Allgemeine­n“. Denn der Zeitpunkt für einen Wechsel an der Spitze sei momentan „völlig falsch“– als Vizekanzle­r und mit den derzeitige­n Strukturen der ÖVP wäre die Obmannscha­ft laut Hofer auch für Kurz ein „Himmelfahr­tskommando“.

Es ist nun einmal immer das Schicksal eines Övp-obmannes, dass es Personalde­batten gibt. Mitterlehn­er zur Situation in der Volksparte­i

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 ??  ?? Dementiert die Gerüchte um seine Ablöse: Övp-obmann Reinhold Mitterlehn­er APA/PFARRHOFER
Dementiert die Gerüchte um seine Ablöse: Övp-obmann Reinhold Mitterlehn­er APA/PFARRHOFER

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