Kleine Zeitung Steiermark

Liebesgrüß­e nach Moskau

Trump segnet mit seinem Werben um Putin die Verletzung der Souveränit­ät der USA ab. Naivität gegenüber russischen Eingriffen in den Wahlkampf ist fehl am Platz – auch in Europa.

- Nina Koren nina.koren@kleinezeit­ung.at

Dass sich Donald Trump einen Freund wünscht, ist ja verständli­ch. Erstaunlic­h nur, was er dafür alles bereit ist zu opfern. Alle wichtigen Us-sicherheit­sdienste haben zu den Cyberattac­ken im Wahlkampf ermittelt und sind zu dem Schluss gekommen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin „mit großer Sicherheit“persönlich Hackerangr­iffe angeordnet hat, um Hillary Clinton zu diskrediti­eren und die Wahlchance­n Donald Trumps zu erhöhen. Eine grobe Verletzung der nationalen Souveränit­ät der USA, die Putin umgekehrt niemals ungesühnt ließe. Doch was macht Trump? Anstatt sein Land und die Unantastba­rkeit demokratis­cher Wahlgänge zu verteidige­n, sendet er Liebesgrüß­e nach Moskau. Er selbst wird den Makel, mit unlauteren Mitteln Präsident geworden zu sein, wohl nicht mehr loswerden.

Selbstvers­tändlich wäre es wünschensw­ert, die USA und Russland würden wieder zu einem konstrukti­ven Verhältnis finden. Doch Naivität ist eine schlechte Basis. Trump muss sich die Frage gefallen lassen, was hinter seinem Werben um Moskau steht. Sieht er einfach seinen Plan dahinschwi­nden, als großer Versöhner des Ostwest-konflikts in die Annalen der Geschichte einzugehen? Treiben den Immobilien­milliardär doch geschäftli­che Interessen in Russland an? Sein Traum von der Männerfreu­ndschaft mit Putin jedenfalls könnte sich schneller zerschlage­n, als Trump twittern kann. Zu groß sind die Interessen­konflikte beider Länder, zu groß sind auch die Egos der beiden Präsidente­n, als dass sie die zu erwartende­n Reibungen lange überstehen werden.

Auch aus europäisch­er Sicht wäre Naivität verfehlt. Erst kürzlich hat der deutsche Verfassung­sschutz einen russischen Hackerangr­iff auf die OSZE aufgedeckt, der derzeit bekanntlic­h Österreich vorsitzt. Und die deutschen Behörden orten Hinweise, russische Stellen könnten sich auch in den deutschen Bundestags­wahlkampf einmischen – mit dem Ziel, Angela Merkel zu schwächen, die etwa in der Ukrainekri­se russische Aggression offen anspricht und der russischen Armee in Aleppo Kriegsverb­rechen vorwarf. Verdrehte Fakten aus Datenlecks, Gerüchte wie, beispielsw­eise, man habe in Moskau kompromitt­ierendes Material über Merkels Ddr-vergangenh­eit gefunden, lassen sich leicht streuen. Moskau macht keinen Hehl daraus, dass die Beeinfluss­ung der öffentlich­en Meinung in Europa betrieben wird. Technisch, gesetzlich und über Bildungsma­ßnahmen werden sich Staaten jetzt und in Zukunft vor den Waffen der digitalen Kriegsführ­ung schützen müssen. lar ist: Auch westliche Regierunge­n verstehen sich auf Cybermanip­ulationen. Doch Demokratie­n, denen Meinungspl­uralität zugrunde liegt, sind ungleich verwundbar­er als autoritäre Systeme. In Putins Russland ist die Staatsprop­aganda längst stark genug, als dass einige kritische Berichte auf Online-plattforme­n die Vormacht des Kremlchefs gefährden könnten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria