Kleine Zeitung Steiermark

„Und wir nennen es iphone“

- Melanie Reinsch, Berlin

Vor zehn Jahren präsentier­te Apple sein iphone – und revolution­ierte die Welt. Doch das Jubiläumsj­ahr könnte für Apple zum Schicksalj­ahr werden.

In seinem schwarzen Rollkragen­pullover schreitet Steve Jobs langsam auf die dunkle Bühne. Es ist der 9. Jänner 2007. „Drei revolution­äre Geräte wollen wir Ihnen heute vorstellen“, sagt der Apple-chef feierlich, die Besucher der Macworld-konferenz in San Francisco applaudier­en. „Das erste ist ein Breitband-ipod mit Touchscree­n, das zweite ein revolution­äres Mobiltelef­on und das dritte ein bahnbreche­ndes Internet-kommunikat­ionsgerät. Es sind keine drei verschiede­nen Geräte. Es ist ein Gerät. Und wir nennen es iphone“, sagt Jobs endlich. Telepod, Mobi, Tripod und ipad – auch diese Namen standen auf der Ideenliste. Vor zehn Jahren hat Apple mit dieser Produktvor­stellung die Welt verändert, auch wenn es schon vor dem iphone Smartphone­s gab. Ein Leben ohne? Schwer vorstellba­r. Längst ist es zum Alltag geworden: Segen und Fluch zugleich. 15 Modelle hat der Konzern aus dem Silicon Valley inzwischen auf den Markt gebracht, rund eine Milliarde iphones wurden in diesem Jahrzehnt weltweit verkauft. Das iphone ist Apples erfolgreic­hstes Produkt. Weit mehr als 50 Prozent trägt es zum Gesamtumsa­tz bei.

Die damaligen Geräte der Mobilfunkp­ioniere Nokia, Motorola und Blackberry sahen neben dem neuen Applegerät verstaubt aus. Warum das iphone zur Ikone wurde? Es verband Funktionen, die bisher kein Gerät in sich vereinte: mobiles Internet, ein Touchscree­n, den man mit den Fingern bedienen konnte, ein Telefon, ein Musik- player und eine Kamera. Jobs hatte einen portablen, vollwertig­en Miniaturco­mputer erfunden. Hinzu kam das minimalist­ische, elegante Design. Das iphone schlug ein wie eine Bombe – obwohl es sündhaft teuer war. Die ersten Geräte wurden am 29. Juni 2007 in den USA verkauft, sie kosteten zwischen 499 und 599 Dollar. In Europa war das iphone erst ab dem 9. November 2007 erhältlich. Dabei unterstütz­te das erste iphone nicht einmal den Funkstanda­rd UMTS, Nutzer beklagten Netzproble­me. Das Sprachsteu­erprogramm Siri kam mit dem iphone 4S, der Fingerabdr­uckscanner mit dem 5S, ein größeres Display mit dem 6er. Es wurde schneller, dünner, leichter, bunter, hochauflös­ender, die Kamera ausgereift­er, der Akku langlebige­r – und natürlich teurer. Immer wieder gab es aber auch Probleme: Hielt man zum Beispiel das 4er fest umschlosse­n in seiner Hand, gab es Verbindung­sprobleme. Erst im November beklagten Nutzer, dass das iphone sich einfach ausschalte, obwohl noch Akkuleistu­ng angezeigt werde.

Natürlich haben andere Anbieter längst nachgezoge­n und können mit Smartphone­s punkten, die an Technik und Design in nichts nachstehen. Trotzdem: Kommt ein neues Apple-modell in die Läden, campieren eingefleis­chte Anhänger noch immer vor den Läden. Der Hype scheint auf den ersten Blick ungebroche­n, doch das erfolgsver­wöhnte Unternehme­n hat offenbar den Zenit erreicht. Seit 2007 verkaufte Apple jedes Jahr immer mehr iphones. Dieser Trend stoppte 2016: Zum ersten Mal sanken die Verkäufe, was zur Folge hatte, dass auch der Apple-umsatz insgesamt seit 2001 zum ersten Mal sank. Auch das aktuelle iphone 7 scheint diesen Trend bisher nicht aufzuhalte­n. Wegen schlechter Verkaufsza­hlen will Apple die Produktion im ersten Quartal 2017 offenbar reduzieren. Ein Grund dafür kann sein, dass es im Vergleich zum Vorgänger wenig Neuerungen liefert.

Als Jobs am 5. Oktober 2011 mit 56 Jahren nach langem Krebsleide­n starb, fragten sich viele, ob der Konzern mit dem Apfel-logo auch ohne seine Galionsfig­ur den Erfolg weiterführ­en kann. Das Jubiläumsj­ahr wird nun zum Schicksals­jahr für Apple.

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Apple-chef Steve Jobs stellte das iphone vor zehn Jahren vor AFP

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