Kleine Zeitung Steiermark

Täglich blüht der Garten aufs Neue

Im Madison Square Garden wechseln Eishockey und Basketball einander ab. Binnen weniger Stunden.

- Von Martin Quendler, New York

REPORTAGE.

Wer seinem Eigenheim hin und wieder ein anderes Gesicht geben möchte, stellt einfach Kasten, Regal oder Couch alle paar Jahre um. Mitten in New York findet jedoch eine Transforma­tion gewaltigen Ausmaßes beinahe täglich statt. Wohl auch deshalb führt der Madison Square Garden den Beinamen „Berühmtest­e Arena der Welt“. Mitten im pulsierend­en Treiben Manhattans liefert er die Bühne für die Eishockey-stars der New York Rangers, für die Basketball-idole der New York Knicks sowie für Konzerte internatio­naler Größen. Allerdings weist die Wohnadress­e des Gardens, wie ihn die New Yorker bezeichnen, ein Ablaufdatu­m auf. In sechs Jahren läuft der Pachtvertr­ag aus. Der Stadtrat lehnte ab, auf unbefriste­te Zeit zu verlängern. Obwohl die Modernisie­rungsketba­ll- der 2013 wiedereröf­fneten Arena rund eine Milliarde Us-dollar verschlung­en hatten. Grund: geplante Sanierung des unmittelba­r darunterli­egenden Bahnhofs „Pennsylvan­ia Station“.

Die intensive Nutzung forderte allerdings die Renovierun­g ein. So erklärt es auch Eismeister Paul, der heuer sein 25jähriges Dienstjubi­läum feiert. Er lenke nicht nur die Eismaschin­e, sondern schufte auch bei den temporeich­en Umbauarbei­ten, schildert er. Sofort fällt sein für die USA atypischer Akzent auf. „Die Liebe hat mich vor 32 Jahren hierher geführt“, beginnt der bekennende Fan des Fußballklu­bs Queen’s Park Rangers zu plaudern. Eigentlich stamme er aus London. „Ich heiratete ein amerikanis­ches Mädchen und habe eine amerikanis­che Tochter mit ihr.“Mit dem ersten Besuch des Gardens sei so verzaubert gewesen, dass er unbedingt hier arbeiten wollte. „Noch nie zuvor hatte ich einen Zamboni (Eismaschin­e, Anm.) gelenkt. Als ich das erste Mal in die voll besetzte Arena gefahren bin, lagen meine Nerven blank“, schwelgt der 52-Jährige schmunzeln­d in Erinnerung­en und ergänzt: „Mittlerwei­le ist vieles Routine geworden.“Die braucht es wohl auch für Umbauarbei­ten von einer Baskosten zu einer Eishockeyh­alle. Wenn für Mittag eine Knicks-partie und am Abend die Rangers ihr Heimspiel austragen, läuft der Countdown zur Fertigstel­lung mit der Schlusssir­ene. „Unser Rekord liegt bei drei Stunden“, sagt Paul nüchtern. Eine unglaublic­he Leistung. Das Eis wurde natürlich nicht abgetaut, sondern einfach mittels thermoregu­lierenden Platten geschützt. Darüer

ber liegt nun das Basketball­spielfeld, ebenfalls aus Platten bestehend. Nicht selten sind auf dem Eis im ersten Drittel eines Rangers-spiels noch Abdrücke zu erspähen. In dieser Zeit muss jedoch nicht nur der Spielbelag verändert werden. Das gesamte Interieur im Unterrang erhält mit einem Schlag ein anderes Bild. Beginnend mit Bande samt Plexiglas. Unmittelba­r dahinter werden Tribünen des ersten Ranges ab- und aufgebaut, um den Niveauunte­rschied auszumerze­n. Alles wirkt in dieser Zeit wie ein riesiges Puzzle, wo vermutlich nur der technische Stab den Durchblick behalten kann. „Beim schnellen Wechsel arbeiten bis zu 80 Personen gleichzeit­ig mit. Ansonsten findet der Umbau über Nacht mit 40 Mitarbeite­rn statt“, schildert Eismeister Paul. Hochbetrie­b herrscht in dieser Zeit nicht nur in der Halle. Selbst in den vielen Gängen muss bei Eishockeys­pielen jeder Hinweis auf Basketball verschwund­en sein. renzlig wird es jedoch, wenn Rangers und Knicks Großkampft­age veranstalt­en. Kein Wunder, dass Paul hier seine anstrengen­dsten 24 Stunden erlebt hatte. „Samstag spielten die Rangers, Sonntagmit­tag die Knicks und am Abend wieder die Rangers. Das bedeutete zwei Mal Komplett-umbau.“

Aber der Engländer erlebte hier auch seine unvergessl­ichsten. Während des Stanley-cupfinales 2014 zwischen Rangers und Los Angeles Kings fanden Konzerte statt. Stressige Umbauarbei­ten waren somit vorprogram­miert. „Aber das vergesse ich alles, wenn ich auf dem Zamboni sitze und von unten die fast 20.000 Leute sehe.“

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Der Madison Square Garden ist Heimstätte vom Eishockey-klub New York
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... sowie vom Basketball-klub New York Knicks QUENDLER (2), KK
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Eismeister Paul arbeitet und lenkt seit 25 Jahren den Zamboni in der Multifunkt­ions-arena

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