Im Reich der Schatten
Die Us-amerikanische Tanzkompanie Pilobolus hat eine Fortsetzung von „Shadowland“entwickelt. Zum Staunen!
GASTSPIEL
Fortsetzungen von Erfolgsshows erweisen sich leider oft genug als laue Aufgüsse. Nicht so bei „Shadowland“. Der Abend „Neues aus dem Reich der Schatten“bedeutet tatsächlich: taufrische Ideen und komplexere Herangehensweise, wie sich die Kleine Zeitung bei einem Besuch von „Shadowland 2“in Hamburg überzeugen konnte.
Wer das erste Programm sah, erinnert sich an die Traumwelt eines neugierigen Mädchens, das nach Unabhängigkeit strebte. Diesmal fragt sich das amerikanische Team: „Wohin führt uns das Verhaftetsein in dieser digital dominierten Welt, in der wir unsere Seelen an Smartphones und Facebook verkaufen“, erklärt Produzent Itamar Kubovy, „und was könnte uns aus der Krise helfen, in der sich unsere Zeit befindet?“ Bedrohung und Fantasie: Man gibt sich also kritisch und visionär, versuchte den Sprung vom Märchen zu einer universellen Geschichte von gesellschaftlicher Relevanz – und ist dabei nicht hingefallen. Diesmal dürfen die Akrobaten auch ans Licht: Werden die acht großartigen Akteure doch immer wieder als Tänzer sichtbar und enthüllen auch manches Geheimnis des Schattenspiels für das Publikum. Möglich, dass mancher Zuschauer die Szenenab- folge verworren und verwirrend findet, die Bilder verlieren indes nie ihre Magie. Die Veranstalter sprechen von „der nächsten Generation des alten Schattentheaters“. Oder wie es Kubovy ausdrückt: „,Shadowland 2‘ ist alles: ein Comic, ein Film, ein Konzert!“Jedenfalls unglaublich, was da alles auf die Bühne gezaubert wird – und bei der Zugabe gibt es für jede Stadt eine eigene Hommage.
Den Zuspruch der Zuschauer (mehr als eine Million Besucher hatte bisher „Shadowland 1“) erklärt Kubovy so: „Schatten sind so erfolgreich, weil sie tief in uns etwas ansprechen, was jeder von uns kennt. Schatten sind mysteriös und immer mit uns.“