Alle Ehre für eine gewichtige Stimme
Meryl Streep wurde bei den Golden Globes für ihr Lebenswerk geehrt.
EAP s war der eindringlichste Moment des Abends, einer, der dem opulent-glamourösen Starrummel der diesjährigen Golden-globe-verleihung in Los Angeles einen unverhofften politischen Tiefgang verlieh: Wo andere in ausschweifende Dankestiraden verfielen, holte Schauspielerin Meryl Streep in ihrer Rede zu einem berührenden Plädoyer aus und sparte nicht an Tadel für den künftigen Us-präsidenten Donald Trump: „Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle.“So groß war die darauf folgende Aufregung, dass beinahe der Anlass für die Dankesrede der 67-Jährigen unterging: Nach acht Golden Globes wurde Streep diesmal für ihr Lebenswerk mit dem Cecil-b.-demille-preis geehrt.
„Ich dachte ja, meine Karriere wäre mit 38 Jahren vorbei“, hatte Streep im Vorjahr bei der Berlinale schmunzelnd erzählt. Drei Jahrzehnte später ist sie dreifach oscarprämiert (19 Nominierungen!) und unbestritten eine der Größten in Hollywood. Vielseitig wie kaum jemand kommt ihr Name auf der Liste der Mitwirkenden in einem Film noch immer einem Qualitätssiegel gleich. Den Durchbruch, der ihr 1978 an der Seite von Robert De Niro im Kriegsdrama „The Deer Hunter“gelang, hat sie seither dutzendfach bestätigt – insbesondere in Rollen, in denen sie in kühler Erhabenheit zu glänzen weiß. Etwa in der Thatcher-biopic „Eiserne Lady“oder in der Komödie „Der Teufel trägt Prada“. Selbst das Nicht-können ist Teil ihres Repertoires: Zuletzt imponierte die vierfache Mutter im Kino als exzentrische Florence Foster Jenkins, die sich, ohne jedes Stimmtalent, als Opernsängerin versucht. Stets scheint Streep zu wissen, was sie tut. Sei es als begnadete Schauspielerin oder als politische Aktivistin. Eine große Stimme Hollywoods, die jeden Widerstand als Herausforderung annimmt. Daniel Hadler