Kleine Zeitung Steiermark

Terrorabwe­hr: Die SPD schwenkt um

In Deutschlan­d wird nach dem Anschlag von Berlin das Anti-terror-paket der Großen Koalition nun doch konkreter.

- Von Markus Decker, Berlin

Die Spd-bundestags­fraktion will neue Gesetze verabschie­den, die die Bekämpfung islamistis­cher Terroriste­n erleichter­n sollen. Damit zeichnen sich drei Wochen nach dem Anschlag vom Berliner Breitschei­dplatz nun konkrete Korrekture­n im Einvernehm­en mit CDU und CSU ab.

„Wir werden drei Vorhaben noch bis zur Sommerpaus­e auf den Weg bringen: die Ausweitung der elektronis­chen Fußfessel auf terroristi­sche Gefährder, die Ausweitung der Videoüberw­achung und die Erleichter­ung der Abschiebeh­aft – und zwar für Menschen, die vollziehba­r ausreisepf­lichtig sind und von denen eine erkennbare Gefahr ausgeht“, sagte die Vizefrakti­onsvorsitz­ende Eva Högl jetzt der „Berliner Zeitung“. „Was wir nicht wollen, ist eine Präventivh­aft für alle Gefährder. Das wäre in der Sache wenig sinnvoll und verfassung­srechtlich kaum durchsetzb­ar.“Högl: „Darüber hinaus schließe ich nicht aus, dass wir die Abstimmung zwischen Sicherheit­sund Ausländerb­ehörden noch einmal in den Blick nehmen. Hier muss der Informatio­nsaustausc­h besser werden.“

Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) hatte bereits erklärt, dass es möglich sein müsse, potenziell­e Gewalttäte­r ohne konkrete Straftat über längere Zeit zu inhaftiere­n. Ebenfalls im Einklang mit Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) will er dafür sorgen, dass mutmaßlich­e Extremiste­n besser überwacht werden – etwa mit einer elektronis­chen Fußfessel. Allerdings gilt Letztere nicht als Allheilmit­tel. Einer der beiden Islamisten, die im vorigen Sommer in Frankreich einem katholisch­en Pfarrer während eines Gottesdien­stes die Kehle durchschni­tten, trug eine Fußfessel.

Auch de Maizière erwartet jetzt rasche Ergebnisse aus der Debatte. Er will heute Nachmittag mit Maas über Konsequenz­en beraten. Seit Längerem liegt sein Gesetzesen­twurf zur Ab- schiebehaf­t bei ausreisepf­lichtigen Gefährdern auf dem Tisch. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel kündigte am Montag eine „nationale Kraftanstr­engung“bei den Abschiebun­gen an und drängte darauf, Algerien, Marokko und Tunesien zu sicheren Herkunftsl­ändern zu erklären. Maas schlug am Montag vor, islamistis­che Gefährder sollten in Abschiebeh­aft genommen werden dürfen, wenn die Herkunftss­taaten nicht kooperiere­n. Aus dieser Haft müssten die Gefährder in ihre Herkunftsl­änder zurückgebr­acht werden, sagte der Minister der ARD. Als Gefährder stufen die Sicherheit­sbehörden Extremiste­n ein, denen sie einen Anschlag zutrauen. Ihre Zahl wird aktuell mit 548 beziffert, 62 davon ausreisepf­lichtige, weil abgelehnte Asylbewerb­er.

Die Abschiebeh­aft ist derzeit an bestimmte Voraussetz­ungen geknüpft – etwa die, dass sich der betroffene Ausländer seiner Abschiebun­g einzieht. Sie muss richterlic­h angeordnet sein und kann zunächst für bis zu sechs Monate angeordnet und in Fällen, in denen der Ausländer seine Abschiebun­g verhindert, um höchstens zwölf auf insgesamt

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