Als man noch stundenlang über Dompredigten diskutierte
Egon Kapellari, Philipp Harnoncourt und Hermann Miklas zeichneten die christlichen Prägungen Josef Krainers nach.
HINTERGRUND
osef Krainer war „ein Christ, das Katholische hat sein Handeln als Mensch und Staatsmann mitbestimmt“, sagte Altbischof Egon Kapellari. Doch in einem Beiblatt zu seinem Testament hielt der verstorbene Altlandeshauptmann fest, dass ihm die Ökumene mit den evangelischen Christen schon seit der Mittelschulzeit ein großes Anliegen gewesen sei. Daraus leitete er den Wunsch ab, beim Begräbnis möge auch Superintendent Hermann Miklas seinen Segen spenden. Was gestern in Graz-st. Veit geschah.
Zuvor jedoch gewährte der Theologe Philipp Harnoncourt in seiner Predigt ausführliche Einblicke in Krainers religiöse Entwicklung, die Harnoncourt von Jugend an begleitete.
1947 haben sie sich als Mittelschüler kennengelernt, „es gab sensationelle Predigten im Grazer Dom, an denen 2500 Menschen teilnahmen“, erzählte Harnoncourt. Man habe sich anstellen müssen, um einen Stehplatz zu ergattern. Die Predigten seien „überaus anregend“gewesen, man habe darüber oft noch stundenlang diskutiert.
Harnoncourt nannte als Miklas, Harnoncourt Feierliche Seelenmesse BIGSHOT/JW BINDER prägende Figuren etwa die Geistlichen Otto Mauer, Diego Goetz, Heinrich Suso Braun, Johannes Leppich sowie den damaligen Weihbischof Leo Pietsch. Krainer war ab 1956 Generalsekretär der Katholischen Aktion Steiermark. Es sei, so Harnoncourt, die Zeit gewesen, „in der die Laien Verantwortung in der Kirche übernahmen“.
Gemeinsam mit Sozialdemokraten wie Alfred Stingl oder Rupert Gmoser habe man viel über die geistigen Grundlagen öffentlicher Verantwortung geredet. Krainer habe dabei immer die Frage bewegt, was konkret getan werden müsse.
Superintendent Miklas griff den Faden auf und hob Krainers Verdienste um die Ökumene hervor. So habe er das Evangelische Diözesanmuseum in Murau unterstützt. In einem symbolischen Akt habe er 1983 sowohl an Bischof Johann Weber als auch an Superintendent Dieter Knall den Ehrenring des Landes verliehen.
Unter Krainers Ägide habe sich die Steiermark zum ökumenischen Musterland entwickelt – eine Frucht daraus sei die Abhaltung der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung 1997 in Graz gewesen – schon nach Krainers Amtszeit, aber doch ermöglicht durch ihn.
Miklas erwähnte eine Anekdote: Krainer habe lange am Bau des Plabutschtunnels gezweifelt. Erst nach der Segnung des Bauwerks habe er gesagt: „Das Werk ist gesegnet, jetzt kann ich es loslassen.“Dies, so Miklas, könne man wohl im Großen jetzt auch über Krainers gesamtes Lebenswerk sagen.